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Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj will sein Volk über jeden "Kompromiss" mit Russland entscheiden lassen.

© Uncredited/Ukrainian Presidential Press Office/AP/dpa

Update

Verhandlungen mit Russland: Selenskyj will Ukrainer über jeden „Kompromiss“ abstimmen lassen

Die Veränderungen durch ein mögliches Abkommen könnten „historisch“ sein, sagt der ukrainische Präsident. Russlands Truppen nennt er „Touristen mit Panzern“.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat angekündigt, über jeden möglichen „Kompromiss“ bei den Verhandlungen mit Russland sein Volk entscheiden zu lassen.

„Ich habe allen Verhandlungsgruppen gesagt: Wenn ihr über all die Veränderungen sprecht, selbst wenn sie historisch sind, gehen wir nirgendwo hin. Wir werden zu einem Referendum schreiten“, sagte Selenskyj am Montagabend im Fernsehen. Das Volk müsse über „diese oder jene Formen“ der Kompromisse zu Wort kommen.

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Selenskyj erteilte zugleich Ultimaten aus Russland eine grundsätzliche Absage. „Die Ukraine kann keine Ultimaten der Russischen Föderation erfüllen“, sagte er. „Man muss uns alle vernichten. Dann wird ihr Ultimatum automatisch erfüllt.“

Seit Beginn des russischen Angriffskrieges in der Ukraine am 24. Februar haben sich Unterhändler Kiews und Moskaus zu mehreren Verhandlungsrunden getroffen. Die Türkei, die eine Vermittlerrolle eingenommen hat, hatte am Sonntag Fortschritte in den Gesprächen gemeldet.

In den Verhandlungen geht es demnach unter anderem um die von Russland geforderte „Neutralität“ der Ukraine, den Status der sogenannten Volksrepubliken Donezk und Luhansk sowie um den Status der 2014 von Russland annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim. Selenskyj hatte die bisher ergebnislosen Gespräche verteidigt und bekräftigt, zu „Verhandlungen“ mit Kreml-Chef Wladimir Putin bereit zu sein.

In einer Videobotschaft vom Montagabend rief Selenskyj seine Landsleute zum Widerstand gegen Russlands Truppen und zum Durchhalten auf. Er appellierte an die Ukrainer, alles zu tun, um den Staat zu schützen. „Um unser Volk zu retten. Kämpft. Kämpft und helft!“ Der in Kiew ausharrende Staatschef rief dazu auf, die „Eindringlinge“ zu vertreiben. „Damit die Ukraine lebt, und wir alle gemeinsam mit ihr, frei und in Frieden.“

In seiner Ansprache an das „große Volk der großen Ukraine“ bezeichnete Selenskyj die russischen Militärs als „Touristen mit Panzern“ und „Sklaven ihrer Propaganda, die ihr Bewusstsein verändert hat“.

Diese von Russland geschickten „Sklaven“ hätten noch nie eine derartige Menge freier Menschen auf den Straßen und Plätzen erlebt. „Sie haben noch nie tausende Menschen gesehen, die vor ihnen keine Angst haben“, sagte er mit Blick auf eine Protestkundgebung von Zivilisten im besetzten Cherson, die russische Truppen am Montag nach unbestätigten Berichten mit Waffengewalt aufgelöst hatten.

Selenskyj drohte allen russischen Militärs, die sich an wehrlosen ukrainischen Zivilisten vergriffen. Auf sie warte der Trauerflor. Die Ukraine sei nicht Russland. „Widerstand muss hier nicht organisiert werden - Widerstand ist für Ukrainer eine Eigenschaft der Seele.“ (AFP, dpa)

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