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Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) .

© Oliver Dietze/dpa

Verkehrsminister widerspricht VW-Chef: Scheuer hält Fokus auf E-Mobilität für "komplett falsch"

In der Debatte um die Antriebstechnologie der Zukunft werde zu sehr über die Hardware diskutiert, beklagt Andreas Scheuer. Es gehe aber nicht um Verbote.

Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) hat sich gegen die Festlegung auf eine Antriebstechnologie der Zukunft ausgesprochen. „Nur auf Elektromobilität zu setzen, ist mir zu eingegrenzt. Wir brauchen Kombilösungen, technologieoffen, verkehrsträgerübergreifend“, sagte Scheuer am Montag beim zweitägigen Future Mobility Summit des Tagesspiegels in Berlin.

Die Aussage von VW-Chef Herbert Diess, Technologieoffenheit sei der falsche Weg und es müsse ganz auf E-Mobilität gesetzt werden, sei „komplett falsch“. Es werde zu sehr über die Hardware diskutiert, aber zu wenig „was man in die Hardware reingibt“, also etwa synthetische Kraftstoffe. Es gehe nicht um Verbote, sondern um neue Chancen. „In Deutschland ist man so geil auf Verbote – ich nicht“, sagte Scheuer.

Mobilität sei der Kraftstoff für eine erfolgreiche Wirtschaft und müsse einen Beitrag für saubere Luft leisten, sagte Scheuer. Die Deutschen seien im Marketing nicht die besten, aber als Ingenieure. „Darum geht es: Was bedeutet Mobilität von morgen?“, sagte der Minister. Dabei sei Mobilität sektorübergreifend zu verstehen. Individualverkehr werde künftig ersetzt durch individuelle Mobilität, digital und verkehrsträgerübergreifend.

Kritik an der geplanten Reform des Personenbeförderungsgesetzes, die Poolingdiensten wie Clever-Shuttle, Moia oder Berlkönig mehr Freiraum geben würde, wies Scheuer zurück. „Wir können nicht nur analoge Formate diskutieren, wenn die jungen Leute in den Metropolen längst digitale Dienste buchen“, sagte Scheuer. „Das sind Chancen, wir müssen jetzt neue Schritte gehen.“ Das gelte auch für elektrische Kleinstfahrzeuge wie Tretroller oder digitale Mobilitätsplattformen. Der Bund nehme dabei Milliarden an Fördergeld in die Hand. „Wir fördern, um den Bürgern den Umstieg zu erleichtern – auch im ländlichen Raum“, sagte der Minister. Mehr Mobilität bei weniger Verkehr, laute die Devise.

Die deutsche Autoindustrie durchlebt dabei die tiefgreifendste Transformation ihrer Geschichte – mit hohen Risiken. „Wir müssen massiv investieren, aus eigenem, selbst verdienten Geld, nicht dem von Finanzinvestoren“, sagte Daimler-Vorstandschef Dieter Zetsche in einer Videobotschaft. Die Hersteller seien dabei, ein Fahrzeug-Angebot auf den Markt zu bringen, mit dem die Zielmarke der Bundesregierung – eine Million E-Autos auf deutschen Straßen – bald erreicht werde.

Kooperationen – etwa mit dem Wettbewerber BMW oder mit dem chinesischen Hersteller Geely – seien dabei sinnvoll, wenn man in der Industrie Volumenvorteile erzielen wolle. Zetsche wird nach 43 Jahren in Diensten von Daimler den Vorstandsposten im Mai an Entwicklungschef Ola Källenius abgeben. Die Frage, welchen Fehler Källenius nicht machen dürfe, beantwortete Zetsche so: „Sich von seinem Vorgänger reinreden lassen, er sollte seinen eigenen Weg gehen.“

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