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Schauplatz der Klimakonferenz COP26 in Glasgow

© Reuters/Dylan Martinez

Update

Klimakonferenz in Glasgow: Deutschland sagt zehn Millionen Euro für arme Staaten zu

Frühestens Samstagnachmittag wird die COP26 enden, das Plenum wurde erneut verschoben. Aktivistin Luisa Neubauer findet die Resultate schon jetzt unzureichend.

Verlängerung bei der UN-Klimakonferenz in Glasgow: Der britische Präsident des Weltklimagipfels, Alok Sharma, hat das wohl entscheidende Plenum der rund 200 Staaten wegen erhitzter Diskussionen erneut verschoben. Es sei notwendig, den Staaten „noch ein bisschen mehr Zeit zu geben“, sagte Sharma am Samstagnachmittag im schottischen Glasgow. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich der Beginn der vermutlich letzten Sitzung bereits abermals um mehrere Stunden verzögert.

Stundenlange Debatten über ein weltweites Stoppsignal für die Kohle und über mehr Hilfszahlungen an arme Länder hatten den Abschluss des Gipfels ausgebremst. Geplantes Ende war Freitagabend.

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Den US-Sondergesandten fürs Klima, John Kerry, sah man am Samstag auf der Konferenz intensiv mit Vertretern anderer Staaten diskutieren. Mehrfach bildeten sich Pulks aus Dutzenden Delegierten, die aufgeregt miteinander im Gespräch waren. Die Weltklimakonferenz hatte zu diesem Zeitpunkt bereits rund 20 Stunden überzogen. Sharma setzte die neue Sitzung für 15.30 Uhr (MEZ) an.

Der Brite machte klar, dass er eine weitere Verlängerung in die Nacht unbedingt vermeiden wollte. „Dies wird heute zu Ende gehen“, sagte Sharma. Noch am Nachmittag solle über den Abschlusstext abgestimmt werden. Er rechne mit einem Ergebnis, das nicht jeden in allen Punkten glücklich machen werden, aber „die Dinge voranbringe“.

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Deutschland hat unterdessen auf der UN-Klimakonferenz zehn Millionen Euro zusätzliche Unterstützung für arme Staaten zugesagt, die in der Klimakrise Schäden und Verluste erlitten haben. Gemeinsam mit weiteren europäischen Staaten werden insgesamt 35 Millionen US-Dollar mobilisiert, wie die Deutsche Presse-Agentur in Glasgow am Samstag aus der deutschen Delegation erfuhr.

Neubauer enttäuscht von Ergebnissen

Die deutsche Klimaaktivistin Luisa Neubauer hat die bisher ausgehandelten Ergebnisse scharf kritisiert. „Man kann das als Versagen betrachten“, sagte sie den Zeitungen der Funke Mediengruppe. „Es geht hier nicht darum, einen interessanten diplomatischen Prozess zu navigieren, sondern darum, eine reale Katastrophe, die jetzt gerade hier passiert, abzuschwächen und Menschen in Sicherheit zu bringen.“

Der Kampf gegen den Klimawandel sei kein spannendes Gedankenspiel, sondern eine Menschheitsaufgabe. „Aber so verhält sich hier kaum jemand, der verhandelt“, kritisierte die Vertreterin der Klimabewegung Fridays for Future. Neubauer schließt sich damit einer Einschätzung von Greta Thunberg an, der Gründerin der Bewegung. Auch Thunberg hatte den Gipfelteilnehmern Versagen vorgeworfen.

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Glasgow hätte ein „globaler Wendepunkt“ sein müssen, sagte Neubauer den Zeitungen. „Es hätte ein Moment sein müssen, in dem vor allem die reichsten Staaten der Welt anfangen, gemeinsam für die 1,5-Grad-Grenze zu kämpfen. Das ist nicht passiert.“ Das bedeute zwar nicht, dass eine Begrenzung der Erwärmung auf 1,5 Grad nicht mehr erreichbar sei. Aber die Regierungen hätten bei der Konferenz sehr viel verändern können und müssen. „Stattdessen haben sie kaum merklich am Status Quo gerüttelt und es nur in Ansätzen gewagt, das fossile System anzugehen“, sagte Neubauer.

Klimaaktivistin Luisa Neubauer bei der UN-Klimakonferenz COP26
Klimaaktivistin Luisa Neubauer bei der UN-Klimakonferenz COP26

© dpa/Christoph Soeder

Konkret nannte Neubauer einen schnellen Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas als Bedingung für einen solchen Wendepunkt sowie „sehr, sehr schnelle Zahlungen“ der Industrieländer an ärmere Länder. „Es waren schließlich die Emissionen der reichsten Länder, die in den betroffen Regionen nun unvorstellbare Katastrophen anrichten.“

Umweltverbände hatten zuletzt vor Verwässerungen im geplanten Abschlussdokument in letzter Minute gewarnt, forderten mehr Einsatz der Bundesregierung und mahnten, die COP26 dürfe keine „Luftnummer“ werden.

Am Abend meldeten sich inmitten der stockenden Verhandlungen auch die Regierungschefs von Großbritannien und Italien, Boris Johnson und Mario Draghi, zu Wort. Beide erklärten nach einem Telefonat, es müsse Fortschritte geben bei den bislang unzureichenden Zusagen der Staaten, ihren Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase zu drosseln. Sie wollten helfen, der COP26 „in diesen kritischen letzten Stunden“ zu einem positiven Abschluss zu verhelfen.

[Lesen Sie auch: Windkraft, nein Danke – warum Bürger gegen die Energiewende aufbegehren (T+)]

Alle Konferenzen der vergangenen Jahre wurden ins Wochenende verlängert. Am Ende des Mammutreffens mit rund 40.000 Delegierten müssen die rund 200 Staaten den Abschlusstext einstimmig beschließen.

Saubermachen für die Verlängerung der COP 26 in Glasgow
Saubermachen für die Verlängerung der COP 26 in Glasgow

© Reuters/Yves Herman

Bundesumweltministerin Svenja Schulze hatte sich zuletzt vorsichtig optimistisch geäußert. Es lägen bereits gute Fortschritte auf dem Tisch, sagte die SPD-Politikerin. Es bestehe zum ersten Mal in der Geschichte der Weltklimakonferenzen die Chance, den Kohleausstieg in einem Abschlusstext zu erwähnen. Das sei ein „Paradigmenwechsel“.

Der Direktor und Chefökonom des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), Ottmar Edenhofer, rügte, dass im zuletzt diskutierten Entwurf des Abschlussdokuments die Formulierungen zum Kohleausstieg verwässert wurden. Der „Rheinischen Post“ sagte er: „Um die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, braucht es einen globalen Ausstieg aus den fossilen Energieträgern bis 2050.

Mit dem aktuellen Entwurf gerät das in Gefahr.“ Zugleich gebe es Fortschritte bei der Klimakonferenz. „Ich habe beispielsweise die Hoffnung, dass nach dem Schulterschluss Chinas mit den USA ambitionierte Initiativen in der Runde der Industriestaaten nach der Klimakonferenz möglich werden.“ (dpa)

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