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Reiche werden immer reicher - trotz Finanzkrise.

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Vermögensbericht: Reiche in Deutschland werden immer reicher

Die Reichen in Deutschland häufen immer größere Vermögen an - und der Abstand zu den Armen wächst. Der Ruf nach einer Abgabe für die Wohlhabenden wird wieder lauter.

Zehn Prozent der Haushalte verfügen inzwischen sogar über mehr als die Hälfte des gesamten Vermögens. Das geht aus dem Entwurf für den aktuellen Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung hervor. Die Oppositionsparteien fordern daher erneut eine Vermögensabgabe und höhere Steuern für die Wohlhabenden.

Dem Bericht des Bundesarbeitsministeriums zufolge vereinten die vermögensstärksten zehn Prozent der Haushalte 53 Prozent (Stand: 2008) des gesamten Nettovermögens auf sich. Diese Quote lag 1998 noch bei 45 Prozent. Die untere Hälfte der Haushalte besaß zuletzt lediglich ein Prozent des Nettovermögens. Zehn Jahre zuvor waren es noch vier Prozent. Von 2007 bis 2012 hat sich das Gesamtvermögen der Haushalte trotz der Finanzkrise um weitere 1,4 Billionen Euro erhöht.

Der Entwurf für die Analyse, die alle vier Jahre erarbeitet wird, liegt auch der Nachrichtenagentur dpa vor. Zuerst berichtet hatte darüber die „Süddeutsche Zeitung“ (Dienstag). SPD, Linke und Grüne forderten mit Blick auf die Zahlen die Wiedereinführung einer Vermögensabgabe und eine stärkere Besteuerung von Topverdienern. SPD-Bundestagsfraktionsvize Joachim Poß sagte, mit der Wiedererhebung der Vermögenssteuer würden „zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden: Mit ihr würde sich die finanzielle Situation des Staates verbessern und gleichzeitig könnte das Auseinanderdriften der Gesellschaft bei den Vermögen zumindest gestoppt werden.“ Gemessen wird Wohlstand am Nettovermögen, zu dem etwa Immobilien, Geldanlagen, Bauland oder Ansprüche aus Betriebsrenten gehören.

In dem Ministeriumsbericht heißt es dazu: „Während das Nettovermögen des deutschen Staates zwischen Anfang 1992 und Anfang 2012 um über 800 Milliarden Euro zurückging, hat sich das Nettovermögen der privaten Haushalte von knapp 4,6 auf rund 10 Billionen Euro mehr als verdoppelt.“ Westdeutsche Haushalte verfügen im Schnitt über ein Immobilien- und Geldvermögen von etwa 132 000 Euro, im Osten sind es rund 55 000 Euro.

Für den Bundesgeschäftsführer der Linkspartei, Matthias Höhn, sind die Zahlen „ein gesellschaftlicher Skandal“. Nach einem Jahrzehnt sinkender Reallöhne, der Ausbreitung von Niedriglöhnen und prekärer Beschäftigung, drohender Altersarmut und millionenfacher Kinderarmut müssten nun „alle Alarmglocken schrillen“. Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin kritisierte im Kurznachrichtendienst Twitter: „Die Finanzkrise lässt die Staatsschulden explodieren. Doch Reiche werden immer reicher. Zeit für Schuldenabbau durch eine Vermögensabgabe.“ (dpa)

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