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Westjordanland: Verschleppter Deutscher wieder frei

Ein in Nablus verschleppter Deutscher ist nur kurz nach seiner Entführung offenbar wieder freigelassen worden.

Nablus/Ramallah - Aus Wut über die Veröffentlichung von Mohammed-Karikaturen haben radikale Palästinenser am Donnerstag einen Deutschen im Westjordanland verschleppt. Der Mann, der in der Stadt Nablus als Englischlehrer arbeitet, sei aber nach etwa einer Stunde wieder freigelassen worden, teilte die palästinensische Polizei mit. Die militanten Al-Aksa-Brigaden erklärten, «unverantwortliche Elemente» steckten hinter der Tat. Militante Palästinenser hatten am Vormittag bereits die Vertretung der Europäischen Union in der Stadt Gaza vorübergehend besetzt und beschossen.

Der deutsche Lehrer wurde aus dem Hotel «Jasmin» in Nablus entführt. Er arbeite seit zwei Monaten bei dem Hilfsprojekt «Hope» mit, das Sprachkurse anbiete, sagte der aus den Nähe von Halle stammende Mann am Abend telefonisch der Deutschen Presse-Agentur (dpa). «Bewaffnete kamen in das Hotel und sagten, ich müsse mitkommen», sagte er. Als Grund sei angegeben worden, «dass eine Beleidigung gegen den Propheten Mohammed stattgefunden hat».

Nach der Freilassung befand sich der Deutsche zunächst unter Obhut der palästinensischen Polizei. In dem Konflikt um die Mohammed- Karikaturen in europäischen Zeitungen hatten militante Al-Aksa- Brigaden in Nablus seit dem Mittag gezielt nach Ausländern gesucht.

Die palästinensische Polizei hatte in Nablus umgehend mit der Suche nach dem Verschleppten begonnen. Ein palästinensischer Polizeioffizier sagte, es seien Straßensperren errichtet worden. «Wir sind nicht sicher, wer die Täter sind», sagte er. Ein Sprecher der militanten Al-Aksa-Brigaden bestritt unterdessen, dass seine Gruppe etwas mit dem Fall zu tun haben. «Die Täter werden zur Verantwortung gezogen», sagte er.

Aus Protest gegen die Mohammed-Karikaturen hatten bewaffnete Palästinenser in Gaza die Schließung von EU-Vertretungen verlangt. Etwa 50 maskierte Männer seien am Donnerstag in den Vorgarten des EU- Büros in Gaza eingedrungen und hätten mehrere Schüsse abgefeuert, berichteten Augenzeugen. Das Büro war zu diesem Zeitpunkt bereits geschlossen.

Die Männer gehörten den Al-Aksa-Brigaden der bisher regierenden Fatah-Organisation und dem radikalen Islamischen Dschihad an. Sie markierten den Eingang des Büros mit blauer Farbe und schrieben, das Gebäude sei bis zu einer Entschuldigung geschlossen. Sie trugen Schnellfeuergewehre und Panzerfäuste. Nach Augenzeugenberichten beendeten sie am späten Vormittag ihre Protestaktion.

Die Bewaffneten erklärten, die «europäische Provokation» mache alle Institutionen in Gaza und der ganzen Welt zum Ziel ihres Feuers. Beide Gruppen hatten in der Nacht eine Erklärung veröffentlicht, in der es hieß: «Jeder Norweger, Däne oder Franzose, der sich auf unserem Gebiet befindet, ist unser Ziel.» (tso/dpa)

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