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Kaum noch Hoffnung: Einem Geistlichen zufolge sind alle Studenten getötet worden.

© Reuters

Verschwundene Studenten in Mexiko: Gouverneur gibt sein Amt auf

Im Fall der 43 verschwundenen Studenten in Mexiko hat der Gouverneur des Bundesstaates Guerrero erklärt, dass er sein Amt ruhen lasse. Ein bekannter katholischer Geistlicher teilte mit, er habe Informationen, dass alle jungen Leute tot seien - zum Teil seien sie lebendig verbrannt worden.

Nach der Protestwelle wegen des Verschwindens Dutzender Studenten und dem Fund von Massengräbern im mexikanischen Bundesstaat Guerrero lässt dessen Gouverneur sein Amt ruhen. Er habe um eine „Beurlaubung“ gebeten, sagte Ángel Aguirre, ohne sich näher dazu zu äußern, wie lange diese andauern soll. Ein Rücktritt ist rechtlich nicht möglich. Er sagte, das Regionalparlament habe nun die Aufgabe, jemanden zu bestimmen, „der diese Aufgabe in den kommenden Monaten übernimmt“. Die nächsten regulären Wahlen zur Bestimmung des Gouverneurs finden erst im Juni 2015 statt. Er hoffe, dass mit seinem Rücktritt nun ein „politisches Klima geschaffen“ werde, in dem es gelinge, die vermissten Studenten zu finden und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen, sagte Aguirre.

Die 43 Studenten in Mexiko sind seit Ende September verschwunden

Das Verschwinden der 43 Studenten in der Stadt Iguala nach Zusammenstößen mit der Polizei am 26. September und die Entdeckung von Massengräbern hatten den 58-jährigen Aguirre immer mehr unter Druck gesetzt. Nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft sollen Polizisten bei den Zusammenstößen einen Studenten erschossen und in enger Zusammenarbeit mit einer lokalen Drogengang die anderen verschleppt haben.

Tausende Menschen hatten in den vergangenen Wochen in Mexiko immer wieder für die Vermissten demonstriert. Dabei forderten sie unter anderem auch Aguirres Rücktritt, dem sie ein zu zögerliches Handeln im Fall der Vermissten sowie Versagen im Kampf gegen die kriminellen Drogenbanden in der Region vorwarfen. Zuletzt verlor der Gouverneur auch in den eigenen Reihen zunehmend an Rückhalt.

Auch der Bürgermeister der Stadt Iguala soll verstrickt sein

Hinter dem Verschwinden sollen auch der Bürgermeister der Stadt, Jose Luis Abarca, dessen Frau sowie der Polizeichef stecken. Die mexikanische Generalstaatsanwaltschaft erließ mittlerweile Haftbefehl gegen Abarca und dessen Frau. Abarca habe den Sicherheitskräften befohlen, gegen die Studenten vorzugehen, weil diese eine öffentliche Rede seiner Frau hätten stören wollen, hieß es. Außerdem wirft die Staatsanwaltschaft der Ehefrau vor, der Führungsetage der paramilitärischen Vereinigung „Guerreros Unidos“ anzugehören, deren Mitglieder für das Verschwinden der Studenten verantwortlich gemacht werden.

Menschenrechtsaktivist: Augenzeugen haben mir berichtet, dass alle tot sind

Nach Informationen des bekannten mexikanischen katholischen Geistlichen und Menschenrechtsaktivisten Alejandro Solalinde sind alle 43 Studenten tot. Er habe die die Generalstaatsanwaltschaft über seine Erkenntnisse informiert. Einen entsprechenden Medienbericht bestätigte Solalinde am Donnerstagabend (Ortszeit) via Twitter. Dem wegen seines Einsatzes für die Menschenrechte mehrfach ausgezeichneten Priester hatten sich demnach Augenzeugen anvertraut und berichtet, dass die Studenten teilweise bei lebendigen Leib verbrannt worden seien. Weil sie der Polizei nicht trauten, hätten sich die Zeugen an den Priester gewandt. Zum Schutz der Augenzeugen habe Solalinde keine Namen genannt, aber die Schilderungen weitergegeben. Begleitet wurde er dabei von der Schriftstellerin und Journalistin Elena Poniatowska.
In den vergangenen Wochen wurden Dutzende Leichen in Massengräbern in den Bergen um Iguala gefunden. Ob es sich dabei um die Studenten handelt, ist noch unklar. AFP/rtr/Tsp

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