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Politik: Versöhnung mit einem Sieger (Kommentar)

Schon mehrfach hat Washington die Flexibilität bewiesen, sich mit Kriegsgegnern von gestern schnell auszusöhnen. Nach dem Bürgerkrieg galt dies für die Südstaaten, nach dem Zweiten Weltkrieg für die Deutschen.

Schon mehrfach hat Washington die Flexibilität bewiesen, sich mit Kriegsgegnern von gestern schnell auszusöhnen. Nach dem Bürgerkrieg galt dies für die Südstaaten, nach dem Zweiten Weltkrieg für die Deutschen. Vor allem dann, wenn sich die politische Großwetterlage dreht, dreht sich auch Amerika. Im Fall Vietnam hatten es die USA dabei nicht leicht. Da hat man es schließlich mit einem Kriegsgewinner zu tun, keinem Unterlegenen. In ein Land, das an eigene Schmach statt Triumph erinnert, kehrt man ohnehin nicht so gerne zurück. Nun haben die USA dort ein Konsulat aufgemacht - zwei Jahre nach der Entsendung des Ex-Kriegsgefangenen Pete Peterson als erstem Nachkriegsbotschafter gen Hanoi. Die US-Flagge weht wieder über jenem Dach, wo sich 1975 Verzweifelte und Gedemütigte um die letzten Plätze im Hubschrauber balgten. Die Kraft zur Aussöhnung ist bewundernswert - und liegt im beiderseitigen Interesse. Vietnam hat aus der Asienkrise die völlig falschen Lehren gezogen und den ohnedies schleppenden Aufbau transparenter Wirtschaftsstrukturen weiter verschleppt. Die neue diplomatische Vertretung der USA in Vietnam erinnert auch daran, wie wenig militärische Siege mit wahren Ergebnissen zu tun haben. Wer hat in Indochina nun gesiegt - der Kommunismus oder der Kapitalismus? Klar ist, wer im Großraum Washington die größte Gruppe unter den Neueinwanderern stellt. Es sind Vietnamesen. Auch so können Schlachten enden.

rvr

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