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Versuchte Anschläge: DNA-Spuren überführen Verdächtigen

Nach der Festnahme eines libanesischen Studenten auf dem Kieler Hauptbahnhof steht fest: Er war einer der Männer, die zwei Sprengsätze in Regionalzügen deponierten. Jetzt wird fieberhaft nach dem zweiten Täter gesucht.

Karlsruhe/Kiel - Knapp drei Wochen nach den Bombenfunden in zwei Regionalzügen in Dortmund und Koblenz ist den Sicherheitsbehörden ein erster Fahndungserfolg geglückt. Wie die Bundesanwaltschaft mitteilte, wurde einer der beiden mutmaßlichen Bombenleger am Morgen um 3.53 Uhr am Kieler Hauptbahnhof festgenommen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) reagierte erleichtert auf die Festnahme und sprach von einem großen Erfolg im Kampf gegen den Terrorismus.

Laut Generalbundesanwältin Monika Harms handelt es sich bei dem Festgenommenen um einen in Kiel lebenden 21-jährigen Studenten libanesischer Herkunft. Es habe Hinweise darauf gegeben, dass der Student mit den Vornamen Youssef Mohammed sich noch in der Nacht zum Samstag aus Kiel absetzen wollte, sagte Harms. Nach ersten Erkenntnissen sei er einer der beiden Männer, nach denen seit Freitag mit Hilfe von veröffentlichten Videoaufzeichnungen gefahndet werde.

Bomben nur durch Zufall nicht explodiert

Bundeskriminalamt und Bundesanwaltschaft hatten am Freitag die Ergebnisse ihrer Ermittlungen zum Fund von zwei Kofferbomben in zwei Regionalzügen in Dortmund und Koblenz am 31. Juli bekannt gegeben. Demnach entging Deutschland nur knapp zwei schweren Anschlägen. Den Ermittlern zufolge explodierten die Bomben lediglich durch Zufall nicht. In einem Fahndungsaufruf wurden Fotos und Videoaufnahmen von Überwachungskameras auf dem Kölner Hauptbahnhof gezeigt, die die mutmaßlichen Bombenleger beim Betreten der Bahnsteige zeigen.

Die Identifizierung des jetzt Festgenommenen erfolgte auch mittels DNA-Spuren aus den Ende Juli sichergestellten Bombentrolleys, die laut Harms von dem Beschuldigten stammen. Zudem habe sie ein Gutachten in Auftrag gegeben, um die Identität des Beschuldigten zweifelsfrei zu klären. Am Sonntag soll der Tatverdächtige voraussichtlich gegen 15.00 Uhr dem zuständigen Ermittlungsrichter in Karlsruhe vorgeführt werden.

Kieler Hauptbahnhof gesperrt

Er war laut Bundesanwaltschaft im Dezember 2004 nach Deutschland eingereist. Weil er am Samstagmorgen einen Koffer bei sich hatte, habe der Kieler Hauptbahnhof für mehrere Stunden gesperrt werden müssen. Man habe davon ausgehen müssen, dass sich in dem Koffer gefährliche Gegenstände befinden.

Rainer Griesbaum von der Bundesanwaltschaft verwies darauf, dass auch die in den aufgefundenen Koffern sichergestellten Gegenstände auf Verbindungen zum Libanon hinwiesen. Er ging zudem davon aus, dass das konspirative Zusammenwirken mit dem zweiten Tatverdächtigen dafür sprächen, dass hier eine Gruppe von Tätern am Werk gewesen sei und damit auch die Tatmerkmale Mitglied in einer terroristischen Vereinigung zuträfen.

Identität des Komplizen noch ungeklärt

Die Identität des zweiten mutmaßlichen Bahn-Bombenlegers ist derweil weiter offen. Es gebe keine Hinweise, dass auch der zweite Mann aus Kiel komme, sagte der Präsident des Bundeskriminalamtes (BKA), Jörg Ziercke. Er verwies darauf, dass die Behörden zum Zeitpunkt der Pressekonferenz des BKA am Freitag dem 21-Jährigen noch nicht auf der Spur gewesen seien. Der durch die Veröffentlichung der Tatverdächtigen-Fotos ausgelöste "Fahndungsdruck hat zu einer Reaktion des Betroffenen geführt".

Ziercke zeigte sich zufrieden, dass das Fahndungskonzept der Behörden gegriffen habe. Unbekannt sei allerdings, ob es seit den gescheiterten Anschlägen Kommunikation zwischen den beiden mutmaßlichen Tätern gegeben habe und wie der zweite nun reagiere. (tso/ddp)

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