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Guttenberg

© Doris Spiekermann-Klaas

Verteidigungsminister: Guttenberg entlässt General Henning Hars nach Brief wegen Kundus-Affäre

Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg hat einen weiteren General in den einstweiligen Ruhestand versetzt. Brigadegeneral Hars hatte den Minister nach seiner Haltung in der Kundus-Affäre und nach den Gründen für die Entlassung des Generalinspekteurs Wolfgang Schneiderhan gefragt.

Von Michael Schmidt

Brigadegeneral Henning Hars hatte nach Informationen des Tagesspiegel nach der Entlassung des Generalinspekteurs Wolfgang Schneiderhan dem Minister einen Brief geschrieben. Darin fragte der 54-Jährige den CSU-Politiker unter anderem nach den Gründen für die Entlassung des obersten Soldaten der Bundeswehr im November 2009 und seine Einschätzung des umstrittenen Luftangriffs auf zwei Tanklastzüge bei Kundus im September 2009 als "militärisch angemessen" beziehungsweise, später, als "militärisch unangemessen". Eine Antwort erhielt Hars nicht.

Jetzt machte Guttenberg von seinem Recht Gebrauch und versetzte Hars nach Paragraf 50 des Soldatengesetzes ohne Angabe von Gründen in den einstweiligen Ruhestand. Vor wenigen Tagen erhielt der seine Entlassungsurkunde von Bundespräsident Horst Köhler. Hars verwies auf seine Verschwiegenheitspflicht, gegen die zu verstoßen ihn seine Pensionsansprüche kosten würde, und kommentierte den Vorgang nicht. Ein Sprecher des Ministeriums teilte am Freitag mit, zu Personalangelegenheiten nehme man grundsätzlich keine Stellung.

Hars, Doktor der Philologie und Vater von acht Kindern, war Sekretär der sogenannten Weizsäcker-Kommission. Die von der rot-grünen Bundesregierung unter Kanzler Gerhard Schröder (SPD) 1999 einberufene Kommission unter der Leitung des ehemaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker sollte Vorschläge zu einer Strukturreform der Bundeswehr erarbeiten.

Ihr gehörte als stellvertretender Vorsitzender auch General a.D. Peter Heinrich Carstens an, von 1993 bis 1998 Chef des Stabes im Obersten Alliierten Hauptquartier der Nato und Förderer von Hars. Der arbeitete anschließend im Bundeskanzleramt als Gruppenleiter Militärpolitik und war dreieinhalb Jahre Verteidigungsattaché im Militärattachéstab in Washington. Ende vergangenen Jahres wurde er zur besonderen Verwendung ins Wehrbereichskommando I in Kiel versetzt werden, um sich auf einen viermonatigen Einsatz im Kosovo vorzubereiten und anschließend als Direktor für den Bereich Lehre an der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg tätig zu werden.

Eine Woche vor Beginn der politischen Aufklärungsarbeit im Kundus-Untersuchungsausschuss wird der Druck auf Guttenberg größer. In der Affäre um das Bombardement im Norden Afghanistans hatte er den vom deutschen Oberst Georg Klein angeordneten Angriff zunächst als militärisch angemessen verteidigt, später aber nach Einblick in weitere Unterlagen diese Einschätzung revidiert.

Anfang der Woche relativierte er erneut frühere Aussagen, indem er erklärte, er gehe nicht davon aus, dass ihm Unterlagen zu dem Bombardement "vorsätzlich" vorenthalten worden seien. Das wurde von Oppositionspolitikern als Aufweichung seiner harten Haltung gegenüber Schneiderhan und dem zeitgleich entlassenen ehemaligen Staatssekretär Peter Wichert gewertet, die wegen der Informationspannen im Ministerium ihre Ämter hatten räumen müssen.

Schneiderhan und Wichert sagen nächste Woche im Kundus-Untersuchungsausschuss des Bundestages aus. Mit den beiden Vernehmungen beginnt die Aufklärung der politischen Vorgänge in der Affäre. Bisher ging es um die militärischen Abläufe. Für den 25. März ist der frühere Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) vor den Ausschuss geladen. Guttenberg soll im April oder Mai aussagen. Bei dem Bombardement zweier Tanklastwagen waren am 4. September bis zu 142 Menschen getötet worden.

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