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Politik: „Verteilung der Lasten in EU ist ungerecht“

Maltas Außenminister will mehr Flüchtlingshilfe

Malta ist nun seit knapp zwei Jahren Mitglied der EU. Wie hat der Start geklappt?

Die Erfahrungen sind insgesamt positiv. Unser politisches Gewicht in Europa ist gewachsen. Wir können europäische Entscheidungen besser beeinflussen. Umgekehrt müssen wir jetzt die europäischen Umweltstandards umsetzen, was teuer ist. Vor dem Beitritt war die Meinung der Bevölkerung gespalten. Doch jetzt ist die überwiegende Mehrheit mit der Entscheidung einverstanden.

Wie ist es den Bürgern ergangen, sind die Preise gestiegen?

Die Preise für Häuser und Land sind gestiegen, andere Preise sind gesunken. Es gibt also eine gemischte Bilanz. Wichtig ist, dass die Strukturhilfen der EU fließen, damit die Leute konkrete Fortschritte sehen und ihr Wohlstand steigt.

Malta wird jeden Tag von Flüchtlingsschiffen aus Afrika angesteuert. Was bedeutet das für Ihr Land?

Wir sind eine kleine, dicht besiedelte Insel. Die illegale Einwanderung gehört zu den größten Problemen, die wir haben. Das kann die Stimmung in der Bevölkerung eines Tages wieder gegen die EU wenden. Darum brauchen wir die Hilfe der Europäischen Union.

Wie kann das geschehen?

Die Lastenverteilung innerhalb der EU ist nicht gerecht. Wir bekommen zwar Hilfe von den Niederlanden und auch von Deutschland. Aber generell sollte die EU das Problem der Flüchtlinge nicht Grenzstaaten wie uns alleine überantworten. Wir brauchen konkrete Unterstützung bei dem Schutz der EU-Grenze im Mittelmeer. Allein in Libyen warten zwei Millionen Menschen auf eine Gelegenheit, illegal in die EU zu kommen.

Wie viele Flüchtlinge erkennen Sie als Asylbewerber an?

Das sind wenige, vielleicht zehn Prozent. Aber bis zu 40 Prozent der Flüchtlinge werden von uns aus humanitären Gründen geduldet und nicht in ihre Heimat zurückgeschickt. Dazu gehören vor allem Menschen aus Eritrea, Äthiopien und Somalia. Andere EU-Staaten sehen das anders, aber wir schicken diese Menschen nicht zurück.

Das Gespräch führte Martin Gehlen.

Michael Frendo (51)

ist seit 2004 Außenminister von Malta.

Der studierte Jurist und Autor zahlreicher Bücher war von

1987 bis 2004 Abgeordneter des Parlaments.

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