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Medizinstudierende simulieren eine Impfung an Pflegeschülerinnen im Klinikum Stuttgart.

© Marijan Murat/dpa

Verteilung über die Bundesländer: Politiker besorgt, dass der Impfstoff nicht reicht

Am Wochenende stimmte Spahn erneut darauf ein, dass der Impfstoff zunächst knapp sein wird. Auf was sich die Bundesländer einstellen - und was sie kritisieren.

Am Montag hat die Europäische Arzneimittelbehörde eine Zulassung des Biontech/Pfizer-Impfstoffs empfohlen - doch auch wenn damit der Impfstart näher rückt, könnte der Impfstoff in Deutschland zunächst nur in knappen Mengen vorhanden sein.

Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) geht von einen mühsamen Impfstart aus. Am Sonntagabend sagte er im Interview mit der „ARD“: „Es wird am Anfang ruckeln, da gibt's auch nichts drumrum zu reden.“

Über Kritik aus den Bundesländern zeigte er sich überrascht: „Es ist halt zu Beginn für alle knapp. Aber das war im Übrigen auch immer bekannt. Das sage ich seit Wochen“, so Spahn. Er habe das immer „als gemeinsame Anstrengung verstanden.“

Großbritannien habe in den ersten zwölf Tagen 300.000 Menschen impfen können. „Das werden wir auch in den ersten Tagen erreichen können“, sagte Spahn.

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Um die Verfügbarkeit des Impfstoffs zu erhöhen, gebe es gemeinsame Bemühungen mit dem deutschen Hersteller Biontech, „eine zusätzliche Produktionsstätte hier in Deutschland“ zu schaffen. Die für Deutschland zur Verfügung stehenden Impfdosen sollen, sobald der Impfstoff zugelassen und auslieferbar ist, gemäß dem Bevölkerungsanteil auf die Bundesländer verteilt werden.

Mit wie viel Impfstoff wird derzeit gerechnet?

• Bundesweit: Im Januar könnten nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums drei bis vier Millionen Dosen zur Verfügung stehen. Im ersten Quartal rechnet Spahn mit 11 bis 13 Millionen Impfdosen. Da das Präparat zweimal verabreicht werden muss, würde diese Menge in etwa für 5,5 bis 6,5 Millionen Menschen reichen.

• Nordrhein-Westfalen: Eine Sprecherin des NRW-Gesundheitsministeriums erklärte am Montag, dass dem Land derzeit noch keine genauen Informationen vorlägen, mit wie vielen Impfdosen in Nordrhein-Westfalen bei einer Zulassung zu rechnen sei.

Ministerpräsident Laschet (CDU) hatte vergangene Woche laut „RP Online“ gesagt, dass er die zunächst von seinem hessischen Kollegen Volker Bouffier (CDU) genannte Zahl von 50.000 für zu hoch halte.

Einzelne Kommunen in dem Bundesland planen aber schon mit einer genauen Anzahl von Impfdosen. So erwartet etwa die Landeshauptstadt Düsseldorf in einer ersten Tranche 700 Impfdosen, wie Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) am Freitag erklärte. Die Stadt Essen rechnet nach Angaben einer Sprecherin mit zunächst 750 Dosen. Die Stadt Münster erwartet 329 Impfdosen, Dortmund sollen 701 Dosen zur Verfügung stehen.

• Berlin: Die Berliner Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) plant für den Impfstart mit zunächst 18.000 Dosen des Corona-Impfstoffs. Für das erste Quartal 2021 rechne sie mit maximal 720.000 Impfdosen, erklärte Kalayci am vergangenen Freitag.

• Brandenburg: Brandenburgs Staatssekretär im Gesundheitsministerium, Michael Ranft, rechnet damit, dass das Bundesland 10.000 Impfdosen erhalten wird. Zunächst war von 12.000 Impfdosen die Rede.

• Hessen: Laut Informationen der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ geht man in der hessischen Landesregierung von „Tausenden“ Impfdosen aus. Zuvor hatte Ministerpräsident Volker Bouffier eine Schätzung von 50.000 Impfdosen genannt.

• Mecklenburg-Vorpommern: Das Gesundheitsministerium des Bundeslands rechnet nach Berichten des „NDR“ zunächst mit 60.000 bis 70.000 Impfdosen.

• Niedersachsen: Das Bundesland geht davon aus, eine erste Lieferung von 40.000 Impfdosen zu bekommen. Das berichtet der „NDR“.

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Kritik der Ministerpräsidenten

Am Wochenende mahnten einige Länderchefs ein erhöhtes Tempo bei der Verteilung der Impfdosen an. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sagte der „Bild am Sonntag“: „Es muss alles darauf ausgerichtet werden, mehr Impfstoff zu bekommen, der dann schneller verteilt wird.“

Mecklenburg-Vorpommerns Regierungschefin Manuela Schwesig (SPD) äußerte im Gespräch mit „RTL/ntv“ Bedenken: „Ich mache mir Sorgen, ob der Impfstoff reicht. Wir müssen es wenigstens in einer ersten Runde schaffen, alle Pflegeheime abzusichern.“

Insgesamt hat sich der Bund über einen EU-weiten Schlüssel und nationale Vereinbarungen bisher rund 300 Millionen Dosen gesichert - von Biontech und anderen Herstellern. (mit dpa)

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