zum Hauptinhalt
Freut sich auch über Reifen. Nordkoreas Staatschef Kim-Jong-un.

© Reuters

Vier Fragen an Josef Joffe: Von Noko über die Groko zu - Horst Seehofer

Was macht die Welt? Was ist los in Nordkorea, warum verlässt Tillerson vielleicht das Trump-Trio und wie läuft die Deutschland-Soap "Groko"? Hier die Antworten.

Kim jagt die nächste Rakete hoch. Lohnt es sich überhaupt noch, mitzuzählen?

Auf jeden Fall genau hingucken. Eine neue Rakete ist noch keine Waffe. Die Nokos müssen es zum Beispiel noch schaffen, einen Sprengkopf zu bauen, der den harten Wiedereintritt in die Atmosphäre überlebt. Ergo werden noch mehr Tests kommen, um die eigentliche, die politische Botschaft zu überbringen: „Schaut her, wir sind eine echte Atommacht.“ Deshalb wird Diplomatie nichts bewirken. Und die Zeit für einen vorbeugenden Schlag ist vorbei; der hätte in den späten Achtzigern geführt werden müssen, als Nordkorea gerade anfing. Jedenfalls ist Pjöngjang nicht beeindruckt von den Kriegsszenarien, die in Washington zirkulieren.

US-Außenminister Rex Tillerson steht auf der Abschussliste – nach einer sehr kurzen Amtszeit. Weil er Trump einen „Moron“ (Trottel) genannt hat?

Das geht gar nicht – nicht bei einem Mann, der sich für „very smart“ hält. Aber das Problem geht tiefer. Die beiden T’s sind schon seit Langem auf Kollisionskurs. Tillerson war dem Trump zu weich, sei’s in der Iran- oder Nordkoreapolitik. Deshalb, heißt es, werde sein Job an den CIA-Chef und Hardliner Mike Pompeo gehen. Damit zerbräche das Trio der „Erwachsenen“, die auf Donald „aufpassen“ sollten, wie ein Trump-Parteifreund höhnte. Jetzt blieben nur noch Pentagonchef Mattis und Stabschef Kelly. Wie in einer guten TV-Serie wird es im Weißen Haus noch unterhaltsamer zugehen. Der Rest der Welt aber möge sich warm anziehen.

Neue Groko für Deutschland – langweilt sich WmdW jetzt schon?

Wieso? Auch diese Serie hangelt sich von einem Cliffhanger zum nächsten. Angie will heiraten, aber Martin ziert sich. Bevor er die Ehe eingeht, will er eine hohe Mitgift (Re-Regulierung des Arbeitsmarktes, weg mit den Privatkrankenkassen, mehr Umverteilung). Doch Angelas Verwandte motzen: Dann soll sie lieber mit wechselnden Partnern leben. Der Besuch beim Familientherapeuten Frank-Walter bringt keinen Durchbruch. Sigmar prophezeit, es werde nicht „schnell gehen“. Christian und Barbara krachen sich separat über Glyphosat. „Groko“ ist derzeit die beste TV-Serie in D.

Ein letztes Wort zu Horst Seehofer...

...aber nicht zur CSU. Die zeigt sich seit FJS selig nicht sehr mitfühlend mit ihren Häuptlingen. Brutal wurde der Stoiber Edi nach 13 Jahren entsorgt; seit Wochen wird Seehofer (neun Jahre) öffentlich zerlegt und kleingeschnipselt. Die Bajuwaren sind schon ein wilder Stamm, auch untereinander, wie der krachlederne Machtkampf um die Staatskanzlei zwischen Markus Söder und Joachim Herrmann zeigt. Mal sehen, ob der Horst nicht doch der lachende Dritte ist: Er wird abermals CSU-Chef, vielleicht sogar Minister in Berlin, von wo aus er die Diadochen quälen wird.

Josef Joffe ist Herausgeber der „Zeit“.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false