zum Hauptinhalt
So viel Glanz! Im neuen Trump-Kabinett sitzen viele Goldmänner. Ein gutes Zeichen?

© REUTERS

Vier Fragen an Josef Joffe: Was macht die Welt?

"Zeit"-Herausgeber Josef Joffe über Aleppo, Trump Milliardärskabinett, die unbestechliche Merkel - und Gänsebraten mit den lieben Dereinst-Erben.

Aleppo belege ein Versagen des Westens, heißt es. Wer hat konkret wann versagt?
Fragen wir zuerst, wer reüssiert hat? Putin und sein Unterling Assad. Dann: wieso? Weil sie sämtliche menschlichen Skrupel zugunsten der Macht verraten haben. Versagt hat Obama, der 2012 die „rote Linie“ gezogen hatte und sie 2013 aufgab, als 1400 syrische Zivilisten im Sarin-Gas starben. „Nie wieder Krieg in Nahost“, war seine Divise. Geerntet hat er einen, der bislang 500.000 Menschenleben gekostet hat. Er und der Westen haben damals Putin und Assad den Weg nach Aleppo frei gemacht. Es zeigt sich abermals, dass Gewalt doch Probleme löst, nämlich auf Kosten einer halben Million Unschuldiger – und kein Ende. Die Moral von dieser Geschicht? Wehret den Anfängen!
Trumps Kabinett nimmt Konturen an. Ist auch eine Linie zu erkennen?
Er nimmt den berühmten Spruch des US-Präsidenten Calvin Coolidge aus dem Jahre 1925 auf: „The chief business of the American people is business“, das Hauptgeschäft des amerikanischen Volkes ist die Wirtschaft. Trump füllt das Kabinett mit CEOs, Bankern und Milliardären, wie mit dem Exxon-Chef Rex Tillerson als Außenminister. Es fehlen die „kleinen Leute“, die Trump im Wahlkampf auf den Schild gehoben hatte. Freilich hat das zumindest einen Nutzen. Diese Minister sind so reich, dass sie keine Korruptionskandidaten hergeben. Womit will man einen Multimilliardär bestechen? Ein Kabinettsmitglied kriegt 205.000 Dollar im Jahr, Peanuts. Allein 24 Millionen hat Exxon letztes Jahr in die Pensionskasse des neuen Außenministers eingezahlt.

Russische Hacker haben offenbar massiv den amerikanischen Wahlkampf manipuliert. Droht Ähnliches bei uns?
Ob Clinton deshalb die Wahl verloren hat, lässt sich logischerweise nicht beweisen, weil da tausend andere Gründe mitgespielt haben. Dass Putin ein Interesse daran hat, Merkel 2017 zu verhindern, liegt auf der Hand, fährt sie doch die härteste Linie gegen Moskaus Expansionismus, derweil Rotrotgrün auf Entgegenkommen schalten würde. Aber wie würde Putin das Ding drehen? Merkel so wie Clinton bezichtigen, das Eigeninteresse mit dem nationalen zu vermengen? Eine Kanzlerin, der Geld und Glanz schnuppe sind, die anders als Clinton keine Affären mit sich herumschleppt?
Ein Wort zum Fest des Friedens ...
In seinem langen Leben hat WmdW bemerkt, wie sehr Weihnachten von seiner religiösen Bedeutung entkleidet worden ist. Karibik statt Kirche, Familie statt Gebetbuch. Was aber auch gewisse Vorteile hat. Da kommen die lieben Dereinst-Erben wenigstens einmal im Jahr nach Hause, um die Erzeuger zu ehren und Zusammenhalt zu zelebrieren. Außerdem ist Weihnachtsgans besser als Vapiano oder glutenfreier Quinoa-Brei.

Josef Joffe ist Herausgeber der "Zeit". Die Fragen stellte Malte Lehming.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false