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Joffe

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Vier Fragen an Josef Joffe: Was macht die Welt?

Wie immer zu Wochenbeginn: Vier Fragen an "Zeit"-Herausgeber Josef Joffe. Diesmal zu: Obama, Kim Jong Il, China und die deutsche Außenpolitik.

Obama und Nahost: Wird die Rede des US-Präsidenten morgen in Kairo neue Friedenschancen eröffnen?



Nein. Zwischen Ägypten und Israel herrscht bereits Frieden seit 30 Jahren, wenn auch ein eiskalter. Mit Jordanien gibt es seit 50 Jahren ein informelles Bündnis, in dem Israel die Haschemiten gegen die äußeren Feinde wie Syrien und die inneren wie Arafats PLO geschützt hat. Frieden zwischen Israelis und Palis? Den kann kein US-Präsident erzwingen. Er kann die Hamas nicht dazu bringen, ihre Vernichtungsfantasien aufzugeben, und er kann dem Regime des gutwilligen Mahmud Abbas nicht die Autorität und Macht verschaffen, die es braucht, um eine Art Staat in der Westbank aufzubauen. Abbas’ Überleben hängt von der israelischen Armee ab. WmdWs eisernes Gesetz zu Nahost lautet: Die Zahl der Konflikte bleibt konstant. Für jeden Saddam, der beseitigt wird, taucht ein Ahmadinedschad auf. Kaum wird die Fatah friedenswillig, übernimmt eine Hamas das Banner der Einstaatenlösung (ohne Israel).

Kim Jong Il und die Bombe: Wie lange kann Nordkoreas Diktator die Welt an der Nase herumführen?

Forever. Das heißt, so lange er lebt. Für Nordkorea gilt das Gleiche wie für den Iran: Es gibt keine militärische Lösung. Beide können ihrer Umwelt mehr Schaden zufügen, als diese bereit ist, in Kauf zu nehmen, um ihnen die Atomrüstung aus der Hand zu schlagen. Das nennt man „Abschreckung“ oder „Selbstabschreckung.“ Die Schritte, die getan werden müssten (selbst regimebedrohliche Sanktionen), haben in den Augen der Rest-Welt einen höheren Preis als das Leben mit zwei Atommächten.

Die Chinesen und der himmlische Frieden: Vor 20 Jahren begehrten Studenten am Tiananmen-Platz auf. Wann ist das Riesenreich reif für die Demokratie?

Die Preisfrage. Bedenkt man, dass Deng Xiaopings wirtschaftliche Liberalisierung seit genau 30 Jahren läuft, die KP-Herrschaft aber so ewig ist wie eine chinesische Speisekarte (Nr. 69 ist immer „Broccoli and Beef“), dann ist die Hoffnung schmal. Andererseits: Die Chinesen kopieren doch alles perfekt (unseren Transrapid, unsere Autos …). Da könnten sie doch auch die deutsche Demokratie übernehmen und verbessern. Eine „Linke“ gäbe es nicht (Linksabweichler!). Auch keinen Präsidentenwahlkampf (bourgeoise Augenwischerei). Statt großer Koalition die bewährte Einparteiendemokratie.

Ein Wort zur deutschen Außenpolitik ...

Die Opel-Rettung wirkt wie der „Komödienstadl“. Kein Wunder, wenn auf deutscher Seite eine Kanzlerin, zwei Minister, vier Bundesländer und diverse Chargen mitmischen. Auf US-Seite war’s nur einer. Andererseits findet WmdW diese Chaosdeutschen richtig liebenswert, eingedenk dessen, was sie geschafft haben, als sie nur einen einzigen Führer hatten.

Josef Joffe ist Herausgeber der „Zeit“. Fragen: Fabian Leber

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