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Joffe

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Vier Fragen an Josef Joffe: Was macht die Welt?

Immer montags beantwortet Zeit-Herausgeber Josef Joffe an dieser Stelle vier Fragen zur internationalen Politik. Diesmal über den Papst, China, Obama und die deutsche Außenpolitik.

G 8, G 20, UN, EU oder die vom Papst geforderte Weltautorität: Wer wird die Welt retten?



Kein Wunder, dass der Chef der „Una Sancta“, der katholischen, also „allumfassenden“ Kirche von einer Weltautorität redet. Das ist in seinem Job eingebaut. Aber seit Calvin und Luther, ja seit der Abspaltung der Orthodoxie, gibt es nicht nur eine Christenheit. Und das Reich auch nicht mehr, sondern 200 Nationalstaaten, die auf keinen Fall einen weltlichen Papst über sich haben wollen, auch wenn er G 8 etc. heißt. Überdies wollen gewöhnliche Sterbliche auch keine Weltenretter. Wenn die tatsächlich die gewaltige Macht hätten, die Welt zu retten, also zu beherrschen, würde uns die Finanzkrise im Vergleich zu dieser Tugenddiktatur wie das Paradies vorkommen. Lieber viele Protestantismen als einen einzigen Papst.

Der Widerstand der Uiguren geht weiter. Droht China der Zerfall?

Natürlich nicht. Die Totalitären, siehe China und Iran, sind schlau geworden. Die Gewalt dosieren sie sehr genau – erst mal Tränengas und Knüppel, dann scharfe Munition, aber auch gezielt und nicht per Kartätsche. So kommt es nicht zum „Tipping Point“, an dem Wut und Verzweiflung die normale Sorge um das eigene Wohlergehen überwältigen. Das chinesische Regime will kein Tiananmen, das iranische nicht die Lage erzeugen, in der 1978/79 ein anschwellender Massenaufstand den Schah wegfegte.

Präsident Obama besetzt viele Botschafterposten mit seinen Wahlkampfspendern. Hatte er nicht eine andere Politik angekündigt?

Das macht jeder Präsident, doch dann, nach der Amtseinführung, müssen die Schulden beglichen werden. Überdies darf der deutsche Mensch eines nicht vergessen: US-Botschafter sind nicht Angestellte des Außenamtes, sondern persönliche Gesandte des Präsidenten. Und die werden nicht wegen ein paar Dollar Wahlkampfspenden (die „FAZ“ nennt am unteren Ende 1500 oder 4000) ernannt, sondern weil sie sich grundsätzlich für den Kandidaten ins Zeug gelegt haben. Oder weil sie reich genug sind, um die Repräsentationskosten einer Botschaft selber zu tragen. Die reichste Nation der Welt ist die geizigste, wo es um Dinners und Drinks geht. Darüber jammerten in Paris schon Benjamin Franklin und Thomas Jefferson. Gut, dass es solche Reichen gibt, denen die Eitelkeit Hunderttausende wert ist.

Ein Wort zur deutschen Außenpolitik ...

Die schwimmt nach G 8 dort, wo sie am liebsten ist: im Mainstream. Alle sind sie einem klaren Wort zur iranischen Bombe ausgewichen. Das hat jetzt bis September Zeit; dann, so Sarkozy, dräue Schreckliches: „eine Entscheidung“. In Teheran klappern sie schon laut mit den Zähnen. Anderseits war L’Aquila ein toller Erfolg: keine Straßenschlachten mit Friedensfreunden und Klimarettern.

Josef Joffe ist Herausgeber der „Zeit“. Fragen: Moritz Schuller.

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