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"Zeit"-Herausgeber Josef Joffe.

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Vier Fragen an Josef Joffe: Was macht die Welt?

"Zeit"-Herausgeber Josef Joffe über Trump, Vietnam, Italiens Flüchtlinge und Neymar.

Trump gibt dem US-Kongress die Schuld am „all time low“ des USA-Russland Verhältnisses. Verkehrte Welt?

Dass der Kongress dem Weißen Haus in die Parade fährt, ist so alt wie die Gewaltenteilung in der Verfassung. Dass aber ein Präsident den Kongress in Buddelkastenmanier attackiert, ist so frisch wie die Amtszeit Trumps, dessen Republikaner die Mehrheit in beiden Häusern halten. In der Russland-Connection hat Trump inzwischen ein übleres Problem. Der Sonderermittler Mueller hat eine Grand Jury („Anklage-Gremium“) zusammengestellt. Sie darf unter Strafandrohung Dokumente anfordern, Zeugen unter Eid vernehmen und Anklage erheben. Die Schlinge wird enger. Kein Wunder, dass Trump tobt.

Vietnam entführt mitten in Berlin einen vietnamesischen Asylbewerber. Hanoi, geht’s noch?

Pirsch, Einfangen und Abtransport der Beute mitten in Berlin geht gar nicht. Berlin hat richtig gehandelt, indem es Hanois Geheimdienstmann des Landes verwies. Auch wenn das Entführungsopfer Trinh Xuan Thanh angeblich 125 Mio. Euro veruntreut haben soll, hätte Hanoi den Rechtsweg (Auslieferung) ehren müssen. Warum hat es nicht? Die üblichen Machtkämpfe? WmdW wundert sich: Bislang hat sich Vietnam in der Außenpolitik recht brav verhalten und diplomatische Normen respektiert – was man von Russland u. a. nicht sagen kann.

Italien geht gegen die NGO „Jugend Rettet“ wegen Beihilfe zum Menschenschmuggel vor. Wo bleibt die Humanität?

Die gesamte EU ist vereint in der Abscheu vor den Schleppern, die ihre „Kundschaft“ gnadenlos ertrinken lassen, wie es gerade passt. Die Italiener ermitteln seit einem Jahr und haben offenbar Hin- oder Beweise für die Kollaboration zwischen Schleppern und Rettern gefunden. Dieses Zusammenspiel wäre moralisch nicht gerade bewundernswert. Umso wichtiger ist es, die Sache so aufzuklären, dass dabei nicht rechtstaatliche Werte verletzt werden.

Ein letztes Wort zum Neymar-Katar-Deal...

Was sind schon 222 Mio. Euro für den Erdgas-Krösus Katar? WmdW sieht in dem Ablöse-Deal (von Barcelona zu PSG, der dem Emir gehört) nicht den „Gipfel der Unanständigkeit“, sondern einen volkswirtschaftlich wertvollen Rücktransfer von einem Petro-Staat in die EU. Besser, die Potentaten kaufen Fußballer, als Panzer. Aus nationalistischer Sicht würde es WmdW freilich grämen, wenn jetzt Paris mit Neymar so stark würde, dass sie die Bayern entthronen. Anderseits: Ein Stürmer macht noch keinen Champion. Der Batzen könnte sich als größte Fehlinvestition aller Zeiten entpuppen. Geschähe al Thani recht.

Josef Joffe ist Herausgeber der „Zeit“.

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