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Dieses von der italienischen Feuerwehr zur Verfügung gestellte Videostandbild zeigt eine Luftaufnahme der eingestürzten Morandi-Autobahnbrücke.

© Vigili Del Fuoco/Vigili del Fuoco/AP/dpa

Vier Fragen an Josef Joffe: Was macht die Welt?

Einstürzen, abschieben, abheben - das macht die Welt. Einige Anmerkungen von Josef Joffe zu Themen dieser Tage.

Bringt der Einsturz der Brücke in Genua auch politisch etwas zum Bröckeln?

Natürlich. Alles ist Zeichen, alles ist Schicksal. Dass die Deutschen bei der WM so früh rausflogen, bedeutet das Ende der deutschen Vorherrschaft in Europa. Umgekehrt wird Macron nun Kaiser der EU. Die kollabierte Brücke ist die Handschrift an der Wand. Italien wird entlang der Linie Genua–Venedig abbrechen und ins Mittelmeer abdriften. Auf jeden Fall hat die Regierung schon mal angekündigt, wegen des Brückeneinsturzes auch das Defizit-Limit unter dem Euro zu ignorieren. Also wird der Praktisch-Pleite-Staat noch mehr Schulden machen und die nächste Euro-Krise auslösen. Das Omen hat immer recht.

Raus, rein, raus, rein: Was lehrt der Fall Sami A.?

Es ist richtig, dass die Deutschen nach Adolf Nazi den Rechtsstaat heiligen und jeder Beschuldigte dessen Regeln bis zum Letzten ausschöpfen kann. Demzufolge hat der NRW-Integrationsminister das Recht gebeugt, als er Sami A. abschieben ließ, obwohl das Verwaltungsgericht ein Verbot ausdrücklich bekräftigt hatte. Anderseits macht sich D regelmäßig mit solchen Eskapaden lächerlich. Ein Anwalt muss nur das Wort „Folter“ einwerfen, und schon ist ein Gefährder im Trockenen. Woher wissen wir, dass Tunesien foltert? Vorschlag: nur noch in die Schweiz und EU abschieben. Die werden freudig aufnehmen, wen D nicht will.

Führt die Lira-Krise Erdogans Türkei wieder näher an Europa ran?

Bis jetzt sieht’s eher nach Russland aus. Aber keine Sorge. Erdogan sitzt am längeren Hebel, weil D erpressbar ist. Wir wollen, dass er uns die syrischen Flüchtlinge vom Leibe hält, und sind bereit, dafür zu bezahlen, um Trumps Sanktionen den Stachel zu nehmen. Allerdings ist der Lira-Absturz hausgemacht. Die Türkei ist eines der höchstverschuldeten Länder, weil Erdogan mehr ausgibt als der Staat einnimmt. Zudem erlaubt er es der Zentralbank nicht, die Zinsen anzuheben, obwohl die Inflation bei 100 Prozent liegt. Leider verstehen Diktatoren nichts von Wirtschaft.

Ein Wort zu Elon Musk, ein letztes?

Musk ist auch so ein Diktator, der mir nichts, dir nichts auf Twitter verkündet, seine AG zu privatisieren, wozu er zehn Milliarden US-Dollar bräuchte, die er nicht hat. Er faselt von den Saudis als Geldgeber; die dementieren. Die US-Aktienaufsicht SEC ermittelt inzwischen, Teslas Aufsichtsrat tobt. Nächster Schritt: Musk, der nach eigener Auskunft 120 Stunden pro Woche arbeitet, gehört auch die Firma Space X, die den Mond touristisch erschließen will. Vielleicht nimmt unser Mann die erste Rakete, um sich auf dem Mond eine lange Auszeit zu gönnen.

Josef Joffe ist Herausgeber der „Zeit“.

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