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Ein Drittel aller Bundesangestellten in den USA wird gegenwärtig nicht bezahlt.

© Carlos Barria, Reuters

Vier Fragen an Josef Joffe: Was macht die Welt

Trumps Blockade, Rumäniens Leumund und das Elend der deutschen Regierungs-Flugzeuge

Trump überdehnt den Shutdown, der 800.000 Staatsbedienstete in den USA um ihren Lohn bringt. Warum reißen die Amerikaner ihm dafür nicht den Kopf ab?

Erstens, weil Shutdowns so amerikanisch sind wie Donuts und Burger. Zehn gab es in den letzten vierzig Jahren; bei den Bundesstaaten waren es zwölf. Zweitens, weil nur ein Viertel der Bundesangestellten betroffen ist. Drittens, weil die Budget-Blockade verfassungskonform ist: Beim Haushalt kann sowohl der Präsident als auch der Kongress die Vorlage torpedieren. In der Parlamentsdemokratie dagegen stürzt gewöhnlich die Regierung, es kommt zu Neuwahlen. Richtig hart wird es, wenn Trump den Notstand ausruft, nur, weil er seine Mexiko-Mauer nicht kriegt. Das wäre ein Machtmissbrauch, der so manchen Republikaner auf die Barrikaden treiben würde.

Das für Korruption berüchtigte Rumänien hat die Ratspräsidentschaft der EU übernommen – graust es WmdW?

WmdW schätzt die übel beleumdeten Rumänen. Ihre Sprache ist die einzige im Osten, die auf Latein beruht; man muss nur überall ein „-escu“ anhängen, und schon kann man mitplaudern. Überdies mag er die Küche: Mamaliga (Maisbrei), Tsuika (Pflaumenschnaps), Pastrami (geräuchertes Rindfleisch). Nicht so wohlschmeckend ist die Innenpolitik, wo Korruption und Unterschleif toben und die Regierung die bösen Bubinnen und Buben mit einer Amnestie schützen will – nach der Devise: Bakschisch ist das Schmiermittel im Räderwerk menschlicher Verstrickungen. Beruhigend: Im EU-Rat bestimmen nicht die Rumänen, sondern die anderen 26 Staaten. Außerdem: Nach sechs Monaten müssen sich die Rumänen wieder mit Mamaliga und Mititei (gegrillten Hackfleischröllchen) begnügen.

Entwicklungsminister Gerd Müller ist in Sambia mit einem Regierungsflieger liegen geblieben. Das schade dem Image von Deutschland, hat er geschimpft. Aber ist das in Afrika nicht viel zu gut?

WmdW wäre auch gekränkt, wenn er mit einer unstandesgemäßen Linienmaschine zurückfliegen müsste. (Hoffentlich war es nicht Holzklasse.) Dem deutschen Nimbus tut das nichts an, glänzen doch deutsche Technik und Organisation wie lupenreine Zwanzigkaräter im Weltenrund. Umso besser ist es deshalb, dass nicht allzu viele Afrikaner mit der Deutschen Bahn reisen.

Ein womöglich letztes Wort zu Theresa May…

Am Dienstag schlägt ihr Stündlein, aber nicht unbedingt ihr letztes. Einerseits wird das Parlament wohl ihren Brexit-Deal ablehnen. Anderseits ist dessen Mehrheit gegen einen „No Deal“. Also „Deine Suppe ess ich nicht, aber hungrig ins Bett will ich auch nicht“ -Staatskunst vom Feinsten. May kann noch ein wenig manövrieren, aber die 27 sollten ihr helfen und London eine Gnadenfrist nach dem 29. März, dem Scheidungsdatum, schenken. Im eigenen Interesse.

Josef Joffe ist Herausgeber der „Zeit“.

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