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Ein Mann mit Regenschirm läuft in Hongkong.

© Kim Hong-Ji/REUTERS

Vier Fragen an Josef Joffe: Was macht die Welt?

Massendemos in Hongkong, Putins Wunderwaffe und Thunbergs Segeltörn. Antworten des Kolumnisten auf die Fragen des Tages.

US-Präsident Trump schlägt seinem chinesischen Amtskollegen Xi vor, wie er mit den Hongkonger Demonstranten umgehen sollte. Wer auch sonst?

Bevor wir auf Trump eindreschen, was immer Freude macht, sollten wir uns an Obama erinnern. Der hat dem syrischen Killer Assad die Giftgasangriffe auf sein eigenes Volk durchgehen lassen, der „Grünen Revolution“ in Iran den moralischen Beistand versagt. Er wollte die Annäherung an Teheran nicht gefährden. „Nur keine sentimentalen Bündnisse“, warnte Bismarck, „bei den das Bewusstsein der guten Tat den Lohn edler Aufopferung zu bilden hat“. Trump braucht Xi, um den Handelskrieg zu stoppen. Also keine „Gefühlspolitik“, sondern Chinas Kaiser bei Laune halten und versichern: „Hongkong ist Teil Chinas.“

Apropos Hongkong: Auf welchen Ausgang wettet WmdW?

Auf keinen guten, zumal Peking Truppen Richtung Hongkong vorschiebt. Allerdings glaubt er nicht an ein zweites Tiananmen, das Massaker von 1989. Xi wird die Hongkonger Machthaber einsetzen, die die Demonstranten mit selektiver Gewalt Schritt um Schritt zermürben. Xi wird nicht mit den Protestlern reden, wie es Trump ihm rät – ein totaler Gesichtsverlust. Peking braucht die kapitalistische Enklave als Tor zum Westen. Diese goldene Gans wird Xi nicht erwürgen. Das ist das einzig Gute in einer Lage, wo die Freiheit (wie auch in Moskau) gegen die stärkeren Bataillone antritt.

War die Explosion der russischen Wunderrakete der Urknall für eine neues Wettrüsten oder der Beweis dafür, dass Russland keine Gefahr mehr ist?

Weder, noch. Amerika und Russland modernisieren andauernd ihre Systeme: schneller, weiter, präziser. Das ist seit 70 Jahren Normalität – ganz ohne neues Wettrüsten. Die Explosion der Test-„Skyfall“ besagt auch nicht, dass Russland eine Pappmaché-Matrjoschka ist, sondern nur, dass die USA klüger sind. Sie haben 1957 ebenfalls an einem atomgetriebenen H-Bomben-Träger gebastelt. Schnell checkten sie, dass „Pluto“, eine Art Jet, ständig einen radioaktiven Strahl in Bodennähe ausstoßen und sich somit daheim nicht sicher testen lassen würde; Ende des Projekts. Die toten Techniker zeigen, dass Russland eine Gefahr für sich selber darstellt.

Ein letztes Wort zu Gretas Segeltrip….

Das Gute zu plakatieren, ist nicht unbedingt, das Gute zu tun. Mit der „Malizia 2“ („Kunstgriff“, „List“) nach New York zu segeln, ist recht klimaneutral, aber fünf Kollegen müssen das Ding zurückbringen, also hinfliegen. Der Skipper, Greta und Papa fliegen zurück; insgesamt acht Teilstrecken. Ohne Schiff hätten die Thunbergs nur je zweimal über den Atlantik jetten müssen. In Economy kostet eine Strecke 0,9, in Business 1,7 Tonnen CO2. Die Tugend hat ihren Preis.

Josef Joffe ist Herausgeber der „Zeit“.

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