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Die Vertreter der G-7-Staaten beim Gipfel in Biarritz.

© Philippe Wojazer/REUTERS

Vier Fragen an Josef Joffe: Was macht die Welt?

Wie gestrig ist die Welt? Warum kann Trump Grönland nicht kaufen? Führt der Amazonas zu neuem Klimabewusstsein? Antworten auf die Fragen des Tages.

Josef Joffe ist Herausgeber der „Zeit“.

Donald Trump kassiert in Dänemark eine Abfuhr für seinen Grönland-Kaufwunsch. Hätte WmdW verkauft?

Er hätte es wie frühere Präsidenten angestellt. Die haben achtmal Land gekauft, zuletzt die Jungferninseln von Dänemark (1917, 25 Millionen Dollar); DK hatte genug Inseln zu Hause. Der feinste Brocken war der „Louisiana-Erwerb“ (1803) von Frankreich, der das US-Territorium fast verdoppelte – für 15 Millionen, heute etwa 300. Napoleon brauchte Cash für seine Kriege in Europa. Alaska (1867) war der zweitgrößte Kauf. Die Russen hatten Sibirien; wozu noch mehr Eis? Frankreichs Botschafter notierte: „Amerika erobert ohne Krieg.“ Aber DK braucht kein Geld. Weiß Trump, dass man in Grönland, im Eis, keinen Trump-Tower oder Golfplatz bauen kann? WmdW rät ihm zum Mond; der ist umsonst.
In Biarritz treffen sich die alten G-7-Staaten. Wie gestern ist das in einer Welt, die vom Fernen Osten aufgerollt wird?
Gottseidank hört Helmut Schmidt diese Frage nicht; der G7 1975 erfunden hat. Was einmal da ist, bleibt. Zu besprechen, gibt es genug: Brexit, Handelskriege, Putins Ambitionen, Syrien und Nahost. Dass es, wie immer, keinen Konsens geben wird, stört WmdW nicht; das ist eingepreist. Wichtig ist, dass die Chefs ein Wochenende lang die Aufmerksamkeit der Medien und das Gruppenerlebnis genießen. Die Welt da draußen wird immer härter. Überdies ist im französischen Biarritz das Essen besser als im kanadischen Malbaie 2018.
Der Amazonasregenwald brennt, und die Welt japst nach Luft. Werden die Bilder ein globales Klimabewusstsein schaffen?
Ein Waldbrand ist manchmal hilfreich. Unterholz und tote Bäume werden weggebrannt; neue Samen können keimen. In den US-Nationalparks gibt es deshalb kontrollierte Brände. Bloß geht’s im Amazonas um Gier. Farmer agieren als Brandstifter, um so den Boden für den profitablen Anbau von Soja etc. zu „roden“. Das war einst weit weg. Inzwischen schwärzt sich der der Himmel über Sao Paulo. Bolsonaro drischt auf das Ausland und NGOs ein. Die werden ihn nicht bekehren. Aber das eigene städtische Volk kann die Apokalypse mit Händen greifen – und riechen. Der Widerstand formiert sich zu Hause.
Eine letzte Frage zu den Volksparteien SPD und CDU…
Das Ende der SPD spiegelt sich in den Umfragen, die ihr in Sachsen acht Prozent voraussagen. Das Füllhorn von sozialen Wohltaten über das Wahlvolk auszugießen, hilft offensichtlich nicht, wenn die Klientel zu den Grünen und der AfD abwandert. Die Parade von kurzlebigen SPD-Chefs und -Kandidaten holt die Leute auch nicht ab. Der Union geht’s dagegen Gold mit Werten in den hohen Zwanzigern. Das Volk häutet sich, und deshalb könnte Grün zur neuen Volkspartei heranwachsen – als Repräsentant des städtischen Bürgertums.

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