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Politik: Vier Verträge, vier Unterschriften, eine Koalition - Spitzen von SPD und CDU besiegeln den Koalitionsvertrag

Nein, besonders feierlich geht es nicht zu. Kein Sekt, nicht die heimliche Nationalhymne "Fliege hoch, du roter Adler", als die Fraktionschefs von SPD und CDU, Gunter Fritsch und Beate Blechinger, sowie die Parteichefs Steffen Reiche und Jörg Schönbohm im SPD-Sitzungssaal den Koalitionsvertrag unterzeichnen.

Nein, besonders feierlich geht es nicht zu. Kein Sekt, nicht die heimliche Nationalhymne "Fliege hoch, du roter Adler", als die Fraktionschefs von SPD und CDU, Gunter Fritsch und Beate Blechinger, sowie die Parteichefs Steffen Reiche und Jörg Schönbohm im SPD-Sitzungssaal den Koalitionsvertrag unterzeichnen. Staatskanzlei-Chef Rainer Speer rückt für die Fotografen noch schnell den Wimpel mit dem roten Brandenburger Adler auf dem Tisch zurecht - zumindest der hat seine Farben nicht verändert. Und Regierungschef Manfred Stolpe, der sich wie ein Unbeteiligter abseits zwischen Fotografen aufgebaut hat, ulkt: "Hoffentlich hat der Kollege Speer auch den richtigen Text vorgelegt?" Schönbohm: "Es ist das erste Mal, dass wir das nicht prüfen und Vertrauen haben." Dann wandern die vier Exemplare des Vertrages von einem zum anderen, jeder unterschreibt: die offizielle Geburt der Großen Koalition.

Die Koalitionäre treten vor die Kameras. Reiche ruft: "Herr Ministerpräsident, bitte. . . " Stolpe wehrt ab und tritt erst zu den Unterzeichnern vor die laufenden Kameras, als der preußisch-korrekte Schönbohm ihn bittet. Dann lobt der Regierungschef die Unterhändler: Der Koalitionsvertrag sei "ein Pakt der praktischen Vernunft und Meisterstück des Kompromisses", was man schon daran erkennen könne, dass beide Parteien ihre Wahlprogramme zu 80 Prozent im Vertrag wiederzufinden glauben.

Schönbohm erwidert, er teile Stolpes Optimismus, "wir werden in Brandenburg etwas bewegen." Auch Reiche, künftig Bildungsminister, wird deutlich: "Brandenburg wird sich zum Guten verändern." Ist das die Erleichterung, dass die SPD nun nicht mehr allein die Verantwortung tragen muss, ein Eingeständnis, dass die fünfjährige Alleinherrschaft dem Land doch nicht so gut getan hat, wie die Wahlkämpfer behauptet hatten? Die meisten im Saal verstehen das so. Stolpe und Schönbohm geben sich die Hand. Dann eilt Stolpe zur letzten Sitzung des alten Kabinetts, es wird ein Abschied von der alten Zeit - von Regine Hildebrandt.

ma

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