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Politik: Viktor Juschtschenko - ein Politiker mit Kämpferherz

Mit Viktor Juschtschenko (51) an der Spitze des Staates weht in der Ukraine ein neuer Wind. Der prowestliche Politiker hat es sich zum Ziel gesetzt, die frühere Sowjetrepublik so schnell wie möglich fit für Europa zu machen.

Kiew (08.03.2005, 17:25 Uhr) - Mit Korruption, Vetternwirtschaft und Unterschlagung will der Ex-Präsident der Nationalbank Schluss machen.

Als Anführer der «Revolution in Orange» brachte Juschtschenko Ende 2004 hunderttausende Menschen zu Protestkundgebungen gegen Wahlfälschungen auf die Straßen. In einer wiederholten Stichwahl setzte er sich gegen den damaligen Regierungschef Viktor Janukowitsch durch, allerdings mit einer für Juschtschenkos Anhänger enttäuschend knappen Mehrheit.

Im Machtkampf der vergangenen Monate hatte sich der Wirtschaftstechnokrat zu einem Politiker mit Kämpferherz gewandelt. Auch der Giftanschlag mit Dioxin, verübt im Wahlkampf vor sechs Monaten, führte dazu, dass Juschtschenko in der Öffentlichkeit deutlich resoluter auftritt.

Der Kampf gegen die alte Machtclique brachte ihm letztlich den notwendigen Rückhalt in der Bevölkerung. «Die Banditen werden im Gefängnis landen», hatte Juschtschenko im Wahlkampf angekündigt. Immerhin gelang es der Justiz in den ersten Wochen seiner Amtszeit, den Mord an einem regierungskritischen Journalisten vor vier Jahren aufzuklären. Dass sich daraufhin der frühere Innenminister Juri Krawtschenko das Leben nahm, ließ Juschtschenko äußerlich kalt.

Der Regierungsstil Juschtschenkos sorgt nicht nur in der Ukraine, sondern auch bei den Nachbarn für Aufsehen. Auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion betrachten bis heute viele Spitzenpolitiker den Staat als Selbstbedienungsladen. Diese Fehlentwicklung will Juschtschenko in seiner Heimat stoppen. «Ich habe die Ehre, Ihnen mitzuteilen, dass meine Regierung nicht stehlen und keine Bestechungsgelder annehmen wird», betonte Juschtschenko nach seiner Amtseinführung im Parlament.

Der fünffache Familienvater ist in zweiter Ehe mit der Amerikanerin ukrainischer Abstammung, Katarina Juschtschenko-Tschumatschenko, verheiratet. Ihr jüngster Sohn Taras ist erst ein Jahr alt. Obwohl äußerlich noch immer von dem Giftanschlag gezeichnet, fühlt Juschtschenko sich nach eigenen Angaben körperlich wieder fit. Im Sommer wolle er wieder in die Berge und im Winter Skilaufen, kündigte der Präsident kürzlich an. (tso) ()

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