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Türken und Armenier gedenken gemeinsam an den Genozid, der vor hundert Jahren begann.

© Sedat Suna/dpa

Völkermord an den Armeniern: Zentralrat der Juden: Es war ein Genozid

Am 24. April jährt sich der Beginn der Massaker an den Armeniern zum hundertsten Mal. Doch SPD und Union scheuen sich davor, den Völkermord als solchen im Bundestag klar zu benennen. Aus Sicht des Zentralrats der Juden spricht allerdings nichts dagegen.

Der Zentralrat der Juden in Deutschland würde es begrüßen, wenn die Bundesregierung die Massaker an den Armeniern als Völkermord anerkennt. "Vor 100 Jahren wurden im Osmanischen Reich auf Befehl der Regierung mehr als eine Million Armenier deportiert. Sie wurden direkt ermordet oder verhungerten und verdursteten in der Wüste", sagte Präsident Josef Schuster am Mittwoch dem Tagesspiegel. "Dieses schreckliche Geschehen sollte als das bezeichnet werden, was es war: ein Genozid."

Die Bundesregierung stehe hier auch deshalb in einer besonderen Verantwortung, weil deutsche Offiziere damals zu den Mitwissern und Mittätern gehörten. "Hitler hat sich später den Völkermord an den Armeniern quasi zum Vorbild für die Vernichtung der Juden genommen." Zudem ist es nach Schusters Auffassung mehr als überfällig, dass sich die Türkei ehrlich mit ihrer Vergangenheit auseinandersetze. "Die Chancen dafür steigen, je mehr Staaten den jüngsten Äußerungen des Papstes folgen und den Genozid an den Armeniern beim Namen nennen."

Am 24. April ist anlässlich des Jahrestags eine einstündige Debatte im Bundestag vorgesehen. Regierung und Opposition streiten allerdings über die Bewertung der Geschehnisse vor hundert Jahren. Während Grüne und Linke sich dafür aussprechen, die Massaker als Völkermord zu benennen, gibt es in der Bundesregierung und den Spitzen der Koalitionsfraktionen Vorbehalte. Offenbar befürchtet man einen Konflikt mit der Türkei, die bis heute die Einstufung der damaligen Massaker als Völkermord ablehnt.

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