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Politik: Von der Rolle

Foto: Rückeis / Montage: DP HINTER DEN LINDEN Manchmal lernt man im Fernsehen, wie Politik funktioniert. Weil man wieder und wieder mit denselben Partei- oder Kabinettskollegen zusammensitzt, gibt es rasch eine feste Rollenverteilung.

Foto: Rückeis / Montage: DP

HINTER DEN LINDEN

Manchmal lernt man im Fernsehen, wie Politik funktioniert. Weil man wieder und wieder mit denselben Partei- oder Kabinettskollegen zusammensitzt, gibt es rasch eine feste Rollenverteilung. Irgendjemand ist der, der stets zu viel und zu allem redet. Irgendwer gibt jenen, der sich selten meldet, dann aber meist viel Aufmerksamkeit findet. Und irgendein Armer ist jener, über den alle anderen Witze reißen. „Sabine Christiansen“ ist die Art von Sendung, in der solche Rollen gleich gnadenlos durchexerziert werden.

Beispiel: Sonntagabend. Der slowakische Präsident, der sächsische Ministerpräsident, Hans-Dietrich Genscher und Erweiterungskommissar Verheugen aus Brüssel debattieren die Facetten der EU-Erweiterung und was diese für die Wirtschaft in den neuen Ländern bedeutet. Ganz rechts sitzt Udo Ulfkotte, lange Redakteur der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ und von der „Tageszeitung“ einmal als „Hofnarr der Geheimdienste“ beschrieben. Ulfkotte hat eine Homepage, auf der er sich als Dienstleister in Sachen „security management“ anbietet: „Geben Sie Konkurrenten und Spähern keine Chance!“ Sein Firmensitz erinnert an ein modernisiertes Sanitärhaus aus den 80er Jahren. Zweimal durfte Ulfkotte etwas sagen. Zweimal gab es prompt Hiebe. Von Hungerrevolten in der Ost-Slowakei sprach er und meinte von Wucherern aufgestachelte Roma. Und über geklaute BMWs dozierte er. Erneut fiel ihm sofort Verheugen ins Wort. Was das mit der EU-Erweiterung zu tun habe? Der Betrachter bekam live die Schlachtung des Herrn Dr. Ulfkotte vorgeführt. Und kann sich jetzt ein Bild davon machen, wie politische Gremien funktionieren. Immer auf die Schwachen. Und die Anmaßenden.

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