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Der republikanische US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump macht fast täglich mit provokativen Äußerungen auf sich aufmerksam.

© AFP/Saul Loeb

Von Donald Trump zum Front National: Den Gegner erschrecken, nicht überzeugen

Nicht diskursiv argumentieren, sondern derb fordern: Das verbindet Donald Trump und seine rebellische Rhetorik mit so manchen Parteien und Bewegungen in Europa. Ein Kommentar

Ein Kommentar von Malte Lehming

Keine Muslime mehr ins Land lassen, Teile des Internets sperren, die Grenze zu Mexiko abriegeln, illegale Migranten ausweisen: Kaum ein Tag vergeht, an dem Donald Trump, der in Umfragen weiterhin führende republikanische Präsidentschaftskandidat, nicht mit markigen, verstörenden, zuweilen xenophoben und islamfeindlichen Aussagen auf sich aufmerksam macht.

Er spielt mit den Reflexen der Medien, und die Medien spielen mit. Denn sie können nicht anders. Wenn knapp ein Drittel der amerikanischen Republikaner diesem Mann zujubeln, sind dessen Äußerungen, was immer er sagt, hochpolitisch. Hinzu kommt der mediale Ehrgeiz, Trump entzaubern, demaskieren zu wollen. Doch die Methoden der Aufklärung verfangen beim diesem Publikum nicht. Es hat sich gegen Argumente immunisiert.

Trumps Anhänger hoffen auf Unterstützung von ganz weit oben.
Trumps Anhänger hoffen auf Unterstützung von ganz weit oben.

© Reuters

Das verbindet Trump und seine rebellische Rhetorik mit Politikern, Parteien und Bewegungen in Europa. Von Wladimir Putin und Recep Tayyip Erdogan über Viktor Orban und Jaroslaw Kaczynski bis zum Front National und Pegida: Man inszeniert die Attitüde von Stärke und Unangreifbarkeit, ist gegen das Establishment, gegen Bürokratie und Zentralismus (ob Washington D.C. oder Brüssel), gegen Ausländer (bevorzugt Muslime) und für die Bewahrung der traditionellen Kultur.

Vorgetragen werden die Forderungen nicht manierlich diskursiv sondern derb fordernd. Der politische Gegner soll erschreckt, nicht überzeugt werden.

Trump befeuert Ressentiments, gibt aber auch denen, die sie vertreten, eine Stimme

Doch während Europas Diskriminierungsgeschichte oft gegen religiöse Minderheiten gerichtet war, hatte sich Amerika aufgrund seiner Gründungsmythen bisher als sehr tolerant im Umgang mit den diversen Glaubensrichtungen erwiesen. Das Grundrecht auf eine ungestörte Religionsausübung zählt zu den Menschenrechten. Amerikaner kämpfen für dieses Recht, weil es ihrem Freiheitsverständnis entspricht.

Jedes Jahr veröffentlicht das US-Außenministerium einen Bericht darüber, ob und wie die Religionsfreiheit global gewährt wird. Heute indes meinen drei Viertel der Republikaner (und immerhin 56 Prozent aller Amerikaner), dass die islamischen Werte nicht mit dem „American way of life“ kompatibel sind.

Trump befeuert solche Ressentiments. Er gibt aber auch denen, die sie vertreten, eine Stimme. Nicht mehr durch links oder rechts, Sozialismus oder Freiheit definieren sich die politischen Antipoden. Die neue Trennlinie verläuft zwischen unterkühlt und überhitzt. Ende offen.

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