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Politik: Von Faschisten und Nationalisten

Juso-Bundeskongress mündet in Hass-Parolen.

Berlin - Strömungskämpfe gehören zur SPD ungefähr so dazu wie das Absingen von Arbeiterliedern am Ende eines Parteitags. Vieles ist ernst gemeint, vieles aber auch Folklore. Besonders scharf werden diese Streitereien zwischen dem linken und dem pragmatischen Flügel bei den Jusos, der Nachwuchsorganisation der SPD, ausgetragen. Eine Hamburgerin hat die Nase voll – und wirft den Jusos „systematisches Mobbing“ vor.

Jasmina Banaszczuk ist 27 Jahre jung und seit einem Jahr aktive Jungsozialistin im pragmatischen Hamburger Landesverband. In ihrem Blog beschreibt sie ihre Erlebnisse auf dem Bundeskongress der Jusos am vergangenen Wochenende. „Mir war klar, es gibt Vorurteile“, leitet sie ihre Abrechnung ein. Auch wisse sie, dass es Flügelkämpfe gebe. Aber der Bundeskongress war ihr dann doch zu viel. Die Debatte um ein Deutschlandfest, das der SPD-Parteivorstand 2013 austragen will, beschreibt sie so: „ ,Faschist’ und ,Arschloch’ waren wohl die schlimmsten Rufe. Wenn 300 Menschen im Raum dir und deiner Delegation fast gesammelt Hass entgegenbrüllen und dich als Faschistin und Nationalistin bezeichnen, obwohl du, genauso wie sie, in der SPD bist und von Herzen aus gegen jegliche nationalistische Scheiße bist, dann ist das echt krass.“

Doch es ging weiter. Zettel, so schreibt die junge Hamburgerin, lagen auf den Tischen ihrer Delegation. „Auf meinem stand ,Stirb’.“ Vom Präsidium habe es nur eine „halbherzige“ Ermahnung gegeben. „So unakzeptiert, ausgeschlossen, unwillkommen hab ich mich noch nie gefühlt.“ Das sei der SPD unwürdig.

Banaszczuk berichtet, dass in den vergangenen Jahren von beiden Seiten viel verbrannte Erde hinterlassen worden sei. Inhaltlich zu streiten sei notwendig, „aber der zwischenmenschliche Umgang wundert mich schon“. Juso-Chef Sascha Vogt kündigte an, das Gespräch mit der Hamburgerin suchen zu wollen. Dem Tagesspiegel sagte er: „Zettel mit ,Stirb’ zu schreiben, geht gar nicht. Wir müssen bei allem notwendigen inhaltlichen Streit einen vernünftigen Umgang miteinander finden.“ Christian Tretbar

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