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Sechs Monate Einsatz. Ihre Wahlkampfzentrale eröffneten die Sozialdemokraten im Berliner Willy-Brandt-Haus. Foto: dpa

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Politik: Von Haus zu Haus

Die SPD will im Wahlkampf vier Millionen Menschen persönlich ansprechen.

Von Hans Monath

Berlin - Mit Pannen in ihrem Wahlkampf muss die SPD offenbar leben. „Das ist jetzt der Super-Gau“, fluchte Generalsekretärin Andrea Nahles leise vor sich hin, als sie kürzlich vor versammelter Presse eine rückwärtslaufende, digitale Wahlkampfuhr in Gang setzen wollte – und der Bildschirm zunächst schwarz blieb. Nach etlichen Versuchen brachte Nahles die Uhr dann doch zum Laufen und eröffnete damit ein halbes Jahr vor dem 22. September die Wahlkampfzentrale Kampa im dritten Stock des Willy-Brandt-Hauses.

Auch der Start des Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück ins Wahljahr hatte bekanntlich seine Tücken. Sie zogen seine Umfragewerte nach unten, worüber Nahles gar nicht hinwegzureden versuchte. „Wir haben teilweise das Feuer auf uns gelenkt“, gab sie zu: „Das war sicher schlecht.“ Doch nach Angaben der Wahlkampfchefin setzt die SPD nun nicht auf einen Beliebtheitswettbewerb mit Kanzlerin Angela Merkel: „Wir machen keinen Popularitäts-Contest, sondern eine inhaltliche Richtungswahl.“ In der solle es um das Versprechen sozialer Gerechtigkeit gehen und vor allem um die „Kernbotschaften“ gute Arbeit und gute Löhne, Aufstieg durch Bildung, moderne Familie, Regulierung der Finanzmärkte sowie Gleichstellung und Frauen. „Wir haben Mehrheiten für unsere Themen“, sagt die Generalsekretärin dazu selbstbewusst.

Weil nach Ansicht von Nahles immer mehr Bürger klassischer Politwerbung mit TV-Spots und Großveranstaltungen misstrauen, will die SPD im Tür-zu-Tür- Wahlkampf nicht weniger als vier Millionen Menschen persönlich ansprechen: „Der direkte Kontakt zum Bürger ist unschlagbar. Darauf legen wir den Hauptakzent.“ In jedem der 299 Wahlkreise will sie vier Teams installieren, die in Abstimmung mit der Kampa die „Campaigner“ inhaltlich schulen und dann losschicken.

Dabei können Bewohner von Sozialbauten oder Trabantenstädten offenbar eher mit persönlichem Besuch der Campaigner rechnen als Villenbesitzer in teuren Spitzenlagen. Denn vor allem Nichtwähler und enttäuschte SPD-Wähler will die Partei erreichen. „Das ist einfacher, als den eingefleischten CDU-Wähler an der Tür zu überzeugen, SPD zu wählen“, meinte Nahles. In der Kampa errechnen dazu Spezialisten anhand von Wahl- und Sozialdaten, in welchen Stadtvierteln sich der Einsatz der eigenen Kräfte am meisten lohnen könnte. Bei den Oberbürgermeisterwahlen in Karlsruhe und Wiesbaden, so erklärte die Generalsekretärin, habe das Klinkenputzen die Wahlbeteiligung deutlich erhöht, was jeweils dem SPD-Kandidaten den Sieg brachte. Ähnlich soll es im Bund für Steinbrück laufen. „Die SPD ist gut drauf und geschlossen“, versicherte Nahles: „Und der Kandidat ist die Lokomotive.“ Hans Monath

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