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Politik: Von Moskau abgestempelt

Weder die Separatisten noch die moskautreue Regierung Tschetscheniens wollten den Tod von Untergrundpräsident Aslan Maschadow zunächst offiziell bestätigen. Zu oft hatte man sich schon geirrt.

Weder die Separatisten noch die moskautreue Regierung Tschetscheniens wollten den Tod von Untergrundpräsident Aslan Maschadow zunächst offiziell bestätigen. Zu oft hatte man sich schon geirrt. Doch es scheint dieses Mal gewiss zu sein: Ein russischer Militärsprecher sagte am Dienstagabend, Maschadow sei von einem Sonderkommando des Inlandsgeheimdienstes FSB beim Sturm eines Bunkers unter einem Wohnhaus in der Siedlung Tolstoi Jurt, etwa 20 Kilometer nördlich von Grosny, „liquidiert“, seine engsten Mitstreiter seien verhaftet worden. Das Fernsehen präsentierte Bilder einer Leiche, die Ähnlichkeit mit Maschadaow aufweist. Bestätigt eine gerichtsmedizinische Expertise die Annahme, will Präsident Wladimir Putin alle, die an der Operation beteiligt waren, auszeichnen.

Bis 1991 SowjetGeneral, brachte Maschadow als Generalstabschef der tschetschenischen Separatisten Moskau empfindliche Niederlagen bei, als die zahlenmäßig wie technisch weit überlegene russische Armee Mitte der Neunziger versuchte, die Rebellenrepublik zurück in den Staatsverband zu bomben. Maschadow gehörte zu den Verhandlungsführern, als Moskau im Sommer 1996 Frieden schließen und Tschetschenien de facto in die Unabhängigkeit entlassen musste.

Im Januar 1997 wurde er mit großer Mehrheit zum Präsidenten gewählt und wollte den Konflikt mit Moskau mit politischen Mitteln lösen. Der radikale Flügel der Separatisten trennte sich daher von ihm und reagierte auf Moskaus zweiten Tschetschenienkrieg, der im Herbst 1999 begann, mit Terror. Obwohl Maschadow dies stets verurteilte, stempelte der Kreml vor allem ihn zum Drahtzieher der Anschläge. Mit dieser Begründung und dem Argument, ihm seien Tschetschenien und die Kontrolle über die Rebellen entglitten, lehnte Putin Verhandlungen brüsk ab.

Dass Maschadow dennoch bis zum bitteren Ende für die Tschetschenen die einzig real anerkannte Autorität war, beweist sein Anfang Februar für drei Wochen verkündeter einseitiger Waffenstillstand, der den Kreml ein weiteres Mal an den Verhandlungstisch zwingen sollte. Er wurde sogar von den Radikalen eingehalten. Nach seinem Tod dürfte der Guerillakrieg wieder eskalieren.

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