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Leonardo DiCaprio bei der Oscar-Verleihung 2016.

© AFP

Von Trump zu DiCaprio: Der Wolf aus Kallstadt

Der eine Deutschamerikaner verschreckt, der andere versöhnt. Damit sind die Deutschen aus dem Schneider. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Moritz Schuller

Donald Trump sei ein typischer Deutschamerikaner, sagte der ehemalige amerikanische Botschafter John Kornblum am Wochenende in einem Interview mit der "Bild". Das klang besonders uncharmant, weil Mexikos Ex-Präsident Vicente Fox gerade erst gesagt hatte, Trump erinnere ihn an Hitler, und so der Eindruck entstehen konnte, die Deutschen hätten eine Vorliebe für eine bestimmte Art von Politik, die sie entweder selbst umsetzen oder eben ins Ausland exportieren. Es klang, als würden die Deutschen wieder einmal Elend über der Welt verbreiten.

Trump behauptete, schwedischer Abstammung zu sein

Doch Kornblum, der von sich sagt, er sei wie Trump „zu 50 Prozent deutsch und zu 50 Prozent keltisch“ meinte etwas anderes: „Die Deutschstämmigen sind die größte Gruppe in den Vereinigten Staaten. Trump repräsentiert die Hemdsärmligkeit und auch die Dreistigkeit, mit der viele von ihnen Erfolg hatten.“ Er, Kornblum, selbst im Übrigen auch.

Trumps Großeltern stammen aus Kallstadt in Rheinland-Pfalz. Ihm fiel es jedoch lange schwer, sich als deutschstämmig zu erkennen zu geben. In seiner Autobiografie „Trump: The Art of the Deal“ behauptete er noch, schwedischer Abstammung zu sein. Doch gerade mit dieser Verleugnung gab er sich als besonders deutschstämmig zu erkennen: Denn bei keiner anderen Einwanderungsgruppe in den USA war das Bemühen, die alte Identität möglichst rasch abzulegen, so ausgeprägt wie bei den Deutschen. Eine Haltung, die angesichts der historischen Umstände nachvollziehbar war und die zu kultureller Überanpassung geführt hat.

Auch wenn das Leute wie Vicente Fox kaum überzeugen wird: Das Problem von Trump ist vielmehr, dass er nicht mehr deutsch genug ist. Dass das anders geht, zeigt Leonardo DiCaprio. Dessen Mutter stammt aus Oer-Erkenschwick in Nordrhein-Westfalen, und er selbst hat seine Herkunft nie verleugnet: Bis zu ihrem Tod 2008 besuchte der Schauspieler regelmäßig seine Großmutter im Ruhrgebiet. DiCaprio mag in „The Wolf of Wall Street“ eine Trump-ähnliche Figur gespielt haben, nie jedoch einen Nazi. Auch die Rolle des Hans Landa aus „Inglourious Basterds“ ging schließlich an Christoph Waltz.

Wie anders das deutschamerikanische Erbe bei DiCaprio ausgeprägt ist als bei Trump, wurde am Sonntag bei der Oscar-Verleihung deutlich. DiCaprios Dankesrede war ein Aufruf zum Kampf gegen die Erderwärmung: „Der Klimawandel ist Realität, es passiert in diesem Moment.“ Da sprach der Deutsche in ihm, und das Publikum spendete stehend Applaus.

Sollte Donald Trump aus Kallstadt also im Herbst die Präsidentschaftswahlen gewinnen, existiert seit Sonntag eine deutschamerikanische Entlastung: Leo, the Good German.

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