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Hoffentlich stimmen die Beträge!

© dpa

Vor allem teure Bürokratie: Hartz IV kann nicht bleiben, wie es ist

Für 4,6 Millionen Euro Rückforderungen werden 40,6 Millionen Euro ausgegeben. Zahlen aus der Rubrik: "Man fasst sich an den Kopf". Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Ariane Bemmer

Dass Verwaltungen gelegentlich dazu neigen, sich vor allem selbst zu beschäftigen, ist an sich keine Neuigkeit. Dass das im Großthemenraum Hartz IV besonders oft vorkommt, auch nicht. Genau das ist es ja vor allem, was die Menschen, die mit Jobcenter & Co. zu tun haben, fürchten. Wer sich je mit einer Behörde monatelang um sieben Euro stritt, der erleidet staatsbürgerlichen Schaden. Weil er erleben muss, wie er - als mit Grundrechten ausgestattetes und auch sonst hochgeschätztes (Würde! Unantastbar!) Individuum - in einer seelenlosen Bürokratie verloren geht.

Das ist das eine und sicher das Schlimmere. Das andere ist der volkswirtschaftliche Unsinn, den sich selbst beschäftigende Bürokratien anrichten. Etwa, wenn mit großem Aufwand kleine zu viel gezahlte Beträge von Hartz-IV-Empfängern zurückgefordert werden. Der CDU-Arbeits- und Sozialpolitiker Kai Whittaker ließ das Verhältnis jetzt ausrechnen. Ergebnis: Für das Zurückfordern von 4,6 Millionen Euro aus je nicht mehr als 20 Euro wurde sei ein Verwaltungsaufwand in Höhe von 40,6 Millionen Euro nötig geworden. Das sind natürlich Zahlen aus der Rubrik "Man fasst sich an den Kopf".

Sollen die Jobcenter doch besser rechnen!

Er wünsche sich seit Jahren eine "Bagatellgrenze", sagt dazu Detlev Scheele, der Bundesarbeitsagenturchef in der "Süddeutschen Zeitung". Nicht nur er, möchte man meinen. Auf diese Art kostspielige Prinzipienreiterei kann man getrost verzichten.

Andererseits sind auch 4,6 Millionen Euro zu viel gezahltes Geld nicht nichts. Sollen die Jobcenter halt besser rechnen, könnte man mit Fug und Recht verlangen. Aber die Zahl der Hartz-IV-Klagen vor den Sozialgerichten des Landes sind Jahr um Jahr Beleg dafür, dass das offenbar leichter gefordert als eingelöst ist.

Die neue Zahlen tragen aber auf alle Fälle zu der weit verbreiteten Einschätzung bei, dass Hartz-IV nicht bleiben kann, wie es ist.

- Lesen Sie hier die Causa-Debatte zur Frage: "Was folgt auf Hartz IV?"

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