zum Hauptinhalt
Bundeskanzlerin Angela Merkel und Türkeis Präsident Recep Tayyip Erdogan auf einem Archivbild.

© dpa

Update

Vor dem G20-Gipfel: Erdogan: "Deutschland begeht Selbstmord"

Der türkische Präsident hat den Ton vor dem G20-Gipfel verschärft. "Deutschland begeht Selbstmord", sagte er der "Zeit". Die Kanzlerin will Erdogan noch vor dem Gipfel treffen.

Unmittelbar vor dem G20-Gipfel in Hamburg hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan den Ton gegenüber der Bundesregierung verschärft. Insbesondere kritisiert er, nicht vor Landsleuten in Deutschland sprechen zu können: „Deutschland begeht Selbstmord“, sagt er dazu in einem ausführlichen Gespräch mit ZEIT-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo, das am Montag in Istanbul geführt wurde: „Deutschland muss diesen Fehler korrigieren“, erklärt Erdogan.

Über die Bemühungen Berlins im Fall des seit mehr als 140 Tagen in der Türkei inhaftierten deutsch-türkischen Journalisten Deniz Yücel sagt Erdogan, er könne nicht verstehen, dass man sich so sehr für eine Person einsetze: „Dass Frau Merkel überhaupt die Rettung eines Terrorverdächtigen auf die Tagesordnung bringt, war für mich auch sehr, sehr sonderbar.“ Auf die Frage, ob ein Journalist, der Terroristen oder auch nur einen vermeintlichen Terroristen interviewe, dadurch in seinen Augen zum Unterstützer werde, sagt der türkische Präsident, das sei ein Verbrechen: „Sie leisten damit Beihilfe zur Propaganda der Terroristen. Das wird auch von den Anklageorganen überall auf der Welt so bewertet.“

Erdogan äußert zudem sein Unverständnis darüber, dass die Bundesregierung zurückhaltend auf sein Gesuch reagierte, Gülen-Anhänger in die Türkei auszuliefern: „Ich habe sie von Frau Merkel gefordert, warum werden sie uns nicht zurückgegeben?“ Solange die deutsche Regierung dies nicht tue, werde die Türkei Deutschland als ein Land ansehen, dass Terroristen schütze, sagt Erdogan.

Merkels Gespräch mit Erdogan soll an diesem Donnerstag stattfinden

Gleichzeitig betont der türkische Präsident die Bedeutung der türkisch-deutschen Beziehungen angesichts der gemeinsamen Mitgliedschaft in der Nato, der Handelsbeziehungen und der drei Millionen Türken, die in Deutschland leben: „Wir brauchen einander“, erklärt Erdoğan. „Wir müssen das bewahren.“ 

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) trifft vor dem G20-Gipfel in Hamburg neben US-Präsident Donald Trump auch den türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdogan. Wie auch das Treffen mit Trump werde die Zusammenkunft mit Erdogan vermutlich am Donnerstag stattfinden, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Mittwoch in Berlin. Der Wunsch nach einem bilateralen Treffen sei von türkischer Seite geäußert worden.

Der G20-Gipfel der großen Industrie- und Schwellenländer findet am Freitag und Samstag mit Merkel als Gastgeberin statt. Die Kanzlerin wird bereits am Donnerstag vor Ort sein, um Seibert zufolge außer Trump und Erdogan auch den australischen Premierminister Malcolm Turnbull zu Gesprächen zu treffen. Das Treffen mit Turnbull ist demnach um 17.00 Uhr, das mit Trump um 18.00 Uhr geplant.

Einen genauen Zeitpunkt für das Gespräch mit Erdogan nannte Seibert nicht. (Tsp/AFP)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false