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US-Präsident Donald Trump

© Paul Loeb/AFP

„Schweigende Mehrheit“ für Trump: Der US-Präsident setzt bei der Wiederwahl auf versteckte Wähler

Wie groß ist die Zahl der „hidden Trump voters“ – und gibt es sie überhaupt? Die US-Republikaner gehen davon aus und werden ab Montag Trump erneut nominieren.

Gibt es Menschen, die in Umfragen lügen, weil es ihnen peinlich wäre, die Wahrheit zu sagen? Viele Anhänger von Donald Trump glauben, dass der Präsident beliebter ist, als Umfragen suggerieren. Was es genau damit auf sich hat, hat Malte Lehming im Tagesspiegel-Newsletter "Twenty/Twenty" folgendermaßen beschrieben:

Also, warum liegt Donald Trump in Umfragen deutlich hinter Joe Biden? Anhänger des Präsidenten erklären das so: Viele Menschen, die nach ihrer politischen Präferenz gefragt werden, sagen nicht die Wahrheit. Das war schon vor vier Jahren der Fall, als am Ende die sogenannten „hidden Trump voters“ den Ausschlag gaben.

Das werde auch diesmal geschehen. Trump selbst sagte vor einigen Tagen in gewohnter Bescheidenheit: „Wir haben eine schweigende Mehrheit in einer Größenordnung hinter uns, wie sie noch nie zuvor gesehen worden war.“

Sitzt Donald Trump im Umfragetief - oder täuschen die Umfragen?
Sitzt Donald Trump im Umfragetief - oder täuschen die Umfragen?

© Brendan Smialowski / AFP

Gibt es sie, die „hidden Trump voters“? Das Land ist gespalten, die Emotionen kochen schnell hoch. Das libertäre Cato Institute hat Amerikaner gefragt, ob sie sich frei fühlen, öffentlich ihre politischen Überzeugungen zu vertreten. Das verneinen 77 Prozent der Konservativen und 52 Prozent der Progressiven.

Außerdem wurde festgestellt, dass Trump in Telefon-Umfragen besser abschneidet, wenn die Teilnehmer per Knopfdruck antworten können statt auf die Fragen eines Menschen am anderen Ende der Leitung. Einigen „heimlichen“ oder auch „schüchternen“ (shy) Trump-Wählern scheint ihre Sympathie für den Präsidenten peinlich zu sein.

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Das Phänomen existiert, lässt sich aber in seiner Größenordnung und Relevanz nur schwer erfassen. Als der erste schwarze Bürgermeister von Los Angeles, Tom Bradley, im Jahr 1982 die Gouverneurswahl in Kalifornien verlor, obwohl er in Umfragen stets vor seinem weißen Kontrahenten gelegen hatte, sprachen einige Beobachter von einem „Bradley-effect“: Weiße, die aus Angst vor dem Rassismus-Vorwurf in Umfragen gesagt hatten, für Bradley stimmen zu wollen, hätten ihre Stimme im anonymen Schutz der Wahlkabine dem weißen Kontrahenten gegeben. Inzwischen glauben Experten, dass die Motivlage komplizierter war.

Die „Los Angeles Times“ hat die „Hidden-Trump-voters“-Theorie inzwischen eine SMAGA-These genannt (Secret Make America Great Again), für die es keinen Beweis gebe. Zum einen seien die Umfragen vor vier Jahren weitaus akkurater gewesen, als ihr späteres Image vermuten ließe. Zum anderen sei die Zahl der unentschiedenen Wähler, die traditionell gegen den Herausforderer stimmen würden, diesmal wesentlich kleiner als damals.

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