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Vor dem Pflegegipfel: Rösler fordert höhere Löhne für Pflegekräfte

Am Dienstag trifft sich Gesundheitsminister Rösler mit Verbänden und Fachleuten zum Pflegegipfel. Er verlangt von der Branche Tarife über dem Mindestlohn.

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Berlin - Vor dem Pflegegipfel am Dienstag hat Gesundheitsminister Philipp Rösler von der Branche eine bessere Bezahlung von Fachkräften bei der Betreuung Älterer verlangt. „Wer gute Mitarbeiter sucht, kommt nicht weit, wenn er nur den Mindestlohn zahlt“, sagte der FDP-Politiker dem Tagesspiegel. Um Pflegekräfte von Bürokratie zu entlasten, solle man außerdem „prüfen, sie durch die Einstellung von Hilfskräften von Tätigkeiten zu befreien, die mit der Pflege am Menschen nichts zu tun haben“.

Rösler will am Dienstag mit Verbänden und Fachleuten über Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel beraten. Dieser Mangel lässt sich seiner Ansicht nach nicht nur durch gesteuerte Zuwanderung lösen. „Man darf die Sprachbarrieren und die kulturellen Hürden nicht unterschätzen, gerade in einem menschlich so sensiblen Bereich. Also ist es wichtig, sich um die Gewinnung von Fachkräften in Deutschland selbst zu bemühen.“

Die Pflegeverbände ihrerseits schlugen wegen des Mangels an Fachkräften Alarm. „Die Politik denkt, wir beschreiben ein Szenario in fünf Jahren, aber wir stecken schon mittendrin“, sagte der Präsident des Bundesverbandes privater Anbieter sozialer Dienste, Bernd Meurer. „Die gesetzlich geforderte Quote von 50 Prozent Fachkräften kann in vielen Einrichtungen nicht mehr eingehalten werden.“

Ohne eine energische Reaktion der Politik drohe für viele Jahre ein Notstand, warnte auch der Chef des Arbeitgeberverbands Pflege, Thomas Greiner, gegenüber der Nachrichtenagentur dpa. Laut Greiner gibt es in 93 Prozent der Arbeitsagenturen Besetzungsprobleme in der Altenpflege. „Die Arbeitsagenturen können uns nicht mehr helfen.“ Hauptforderung der Verbände ist, dass künftig nur noch eine Koordinierungsstelle alle Pflege-Fragen klärt. So gebe es bei der Anerkennung von Berufsabschlüssen ausländischer Fachkräfte in jedem Bundesland andere Regeln. Das führe dazu, dass Abschlüsse nicht anerkannt werden und „hoch qualifizierte Fachkräfte zurückgeschickt werden“, kritisierte Greiner. Rösler forderte, der Pflegeberuf selbst müsse wieder attraktiver werden. Konkret regte er an, die Ausbildung von Kranken- und Altenpflegern stärker zu verzahnen. „Das gibt dem Pflegenachwuchs mehr Möglichkeiten, in dem Pflegesektor mit immerhin rund 800 000 Beschäftigten einen reizvollen Arbeitsplatz zu finden“, sagte er.

Nach einer Prognose des Statistischen Bundesamts wird sich die Zahl der Pflegebedürftigen bis 2050 auf rund 4,5 Millionen verdoppeln. Die Verbände gehen davon aus, dass die Branche in den nächsten zehn Jahren rund 300 000 Fach- und Hilfskräfte zusätzlich benötigt.

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