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Politik: Vor dem Referendum in Australien zeichnet sich eine Mehrheit für den Fortbestand der Monarchie ab

Zwölf Millionen Australier entscheiden am Sonnbend in einem Referendum darüber, ob ihr Land eine Monarchie bleibt - und damit die britische Königin Elizabeth II. weiterhin Staatsoberhaupt - oder ab dem Jahr 2001 eine Republik wird.

Zwölf Millionen Australier entscheiden am Sonnbend in einem Referendum darüber, ob ihr Land eine Monarchie bleibt - und damit die britische Königin Elizabeth II. weiterhin Staatsoberhaupt - oder ab dem Jahr 2001 eine Republik wird. Politiker aus Regierung und Opposition bieten kurz vor der Entscheidung ein zerrissenes Bild und sorgen unter den Wählern für Verwirrung.

So wurde bekannt, dass Ministerpräsident John Howard, ein erklärter Anhänger der Monarchie, Königin Elisabeth II. bisher noch nicht zu den Olympischen Sommerspielen 2000 nach Sydney eingeladen hat. Als Staatsoberhaupt Australiens wäre es laut Protokoll ihre Aufgabe, die Spiele zu eröffnen, aber Howard möchte dies gern selbst tun. Kritiker werten seine Königstreue nun als Heuchelei.

Howard hatte immer betont, er würde sich nicht in die Debatte über die Volksabstimmung einmischen. Vor einer Woche jedoch meldete er sich zu Wort und erklärte, warum die Leute gegen die Republik stimmen sollten. Australiens Regierungssystem hätte sich bewährt, sagte er, und es gäbe keinen Grund, dies zu ändern. Sein Kabinettskollege und Schatzmeister Peter Costello dagegen setzt sich für die Republik ein und wird dabei unterstützt vom Oppositionsführer der Labour-Partei, Kim Beazley.

Das Referendum ist nicht nur eine Entscheidung über die Monarchie. Wer mit "Yes" für die Republik stimmt, wählt automatisch, dass der zukünftige Präsident nicht direkt vom Volk gewählt wird, sondern von einem Gremium aus Parlamentariern und Vertretern der Öffentlichkeit. Das hat eine Verfassungskonferenz vor einem Jahr entschieden.

Zwei Drittel aller Wähler unterstützen die Idee der Republik. Viele Menschen wollen jedoch nicht mit "Ja" stimmen, wenn sie ihren Präsidenten nicht direkt wählen können. Die Befürworter einer Direktwahl des Präsidenten rufen daher dazu auf, trotzdem für die Republik zu stimmen und sich später für die Änderung des Wahlverfahrens einzusetzen.

Die Monarchisten profitieren von dieser Spaltung. Kürzliche Meinungsumfragen zeigen bereits, dass die Unterstützung für die Republik erheblich gesunken ist, obwohl sich praktisch kaum etwas ändern würde. Ein zukünftiger Präsident würde die Rolle des jetzigen Generalgouverneurs übernehmen, der die britische Königin in Australien vertritt. Sein Amt wäre eher symbolischer Natur. Der Leiter der Kampage "Australier für eine konstitutionelle Monarchie", David Flint, gibt zu bedenken, dass bei einem "Ja" eine gute funktionierende Verfassung gekippt würde. Er warnt vor den Folgen einer Verfassungskrise.

Die Befürworter der Republik heben nun vor allem einen Aspekt hervor. Scheitert die Abstimmung, würde es in absehbarer Zeit keine zweite Chance mehr für ein Referendum geben. In der Tat ist eine Änderung der australischen Verfassung schwierig. Dafür bedarf es nicht nur einer Mehrheit der Stimmen im ganzen Land, sondern auch in vier der sechs Bundesstaaten.

Michael Streck

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