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Vor den Präsidentschaftswahlen: Franzosen halten Politiker für unmoralisch

Die Franzosen zweifeln an der Moral ihrer Politiker. Drei Monate vor den Wahlen ist nur ein Fünftel von deren moralischen Handeln überzeugt. Zu diesen Ergebnissen kommt eine neue Studie.

Einer von fünf Franzosen ist der Meinung, dass kein Politiker moralisch handelt. Die meisten finden, dass nur einige bestimmte Politiker im täglichen Geschäft moralische Maßstäbe anlegen. Nur ein Fünftel der Befragten sieht diese auch bei der Mehrheit ihrer Repräsentanten. Das ergibt eine neue Studie, die die französische Tageszeitung Le Monde gestern vorstellte.

Demnach denkt die Hälfte der Franzosen, die Ehrlichkeit der Politiker sei in den vergangenen Jahren gesunken. Verschlechtert hat sich nach 45 % der Befragten auch die Transparenz in der Finanzierung des politischen Lebens und der Parteien. Nur ein Viertel denkt, sie sei unverändert geblieben, ein Fünftel sieht eine Verbesserung. Besonderes Gewicht fällt auch den vertretenen Interessen zu. So seien laut Le Monde knapp 60 % der Franzosen der Ansicht, dass die Politiker zunehmend persönliche Interessen mit ihrer politischen Verantwortung verwechselten. Zudem ergibt die Studie, dass etwa ein Drittel der Befragten genau das in der Politik für am wenigsten akzeptabel halten. Dicht gefolgt von leeren Versprechungen. Positiv bewerten viele Franzosen dagegen, wenn Politiker von den Themen, die sie vertreten, auch selbst überzeugt sind. Gleichwohl kommt der Einsatz für das Allgemeinwohl gut an.

„Politiker, strengt euch jetzt noch einmal an und seid ehrlich“, titelte Le Monde. Die französische Tageszeitung sieht in den Ergebnissen, insbesondere in Hinblick auf die Präsidentschaftswahlen kommenden Mai, ein Warnsignal: Die Kandidaten sollten sie ernst nehmen und den Wählern gegenüber aufrichtig sein, um das allgemeine Desinteresse, das Misstrauen und die Skepsis der Politik gegenüber nicht noch zu fördern, so die Zeitung.

Weitere Studien hatten in den vergangenen Jahren einen Vertrauensverlust auf allen politischen Ebenen festgestellt. Nach dem „Baromètre de la confiance politique“ des Pariser Forschungszentrums CEVIPOF vertrauten etwa im Herbst vergangenen Jahres nur noch 37 % der Franzosen ihren nationalen Abgeordneten. 2009 waren es knapp 50 %. Eine Gefahr sieht der Leiter der Studie Pascal Perrineau auch in den Ergebnissen in Bezug auf die Demokratie: 60 % der Befragten waren 2011 der Meinung, dass die Demokratie in Frankreich schlecht funktioniere. Auch dieser Wert ist im Vergleich zu den ersten Ergebnissen der Studie aus dem Jahr 2009 drastisch gestiegen. Von der Entwicklung profitieren könnten Perrineau zufolge vor allem Demagogen und die rechtsextreme Partei Front National (FN).

Die Ergebnisse der neuen Studie basieren auf einer repräsentativen Erhebung, die das Marktforschungsinstitut Ipsos und die Logica Business Consulting Ende Januar für den Verein Lire la société und Le Monde durchgeführt haben. Anlass ist der bevorstehende „Tag des politischen Buches“, der in diesem Jahr dem Motto „Ethik und Politik“ gewidmet ist.

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