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Der republikanische US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump kann auch für die Vorwahl in Indiana zuversichtlich sein.

© dpa/EPA/Tannen Maury

Vor der US-Vorwahl in Indiana: Donald Trumps späte Genugtuung

Die Gegner des republikanischen Frontrunners haben nur noch ein Ziel - Donald Trump klein zu halten. Doch das funktioniert nicht mehr. Auch in Indiana wird Trumps Siegesserie wohl nicht reißen.

In normalen Wahljahren kommt früher oder später der Moment, wo sich die meisten Anhänger der Partei hinter den Kandidaten stellen, der führt. Dann zählt nicht mehr, ob die einzelnen Wähler diesen Bewerber für den besten halten. Das Rennen gilt als entschieden; nach und nach schließt sich die große Mehrheit dem Führenden an - um bei den Siegern zu sein und um die Einheit der Partei zu unterstreichen.

Die Rivalen erklären Indiana zur Brandmauer - vergeblich

Im verrückten Wahljahr 2016 hat dieser Moment lange auf sich warten lassen. Bei den Republikanern sah es selbst dann, als Donald Trump sich weit vom übrigen Feld abgesetzt hatte, so aus, als werde dieses Einschwenken hinter dem Führenden nie kommen, jedenfalls nicht für für ihn. Als Trump vor einer Woche bei fünf Vorwahlen im Nordosten erneut hoch siegte, bemühten sich seine Gegner, die Vorwahl am heutigen Dienstag in Indiana mit Bedeutung aufzuladen: Dies sei die Brandmauer, mit der sich ein Kandidat Trump noch verhindern lasse.

Vor einem Monat, am 5. April in Wisconsin, war diese Taktik bereits einmal erfolgreich. Ted Cruz besiegte Trump dort. Indiana ist soziologisch und geografisch ein ähnlicher Staat. Deshalb galt der Versuch, die Vorwahl in Indiana heute zur Verhindert-Trump-Wahl zu stilisieren, nicht als aussichtslos. Noch vor zehn Tagen zeigten die Umfragen ein knappes Rennen in Indiana, inzwischen jedoch führt Trump deutlich. Deshalb werden seine Rivalen Ted Cruz und Joe Kasich auch keine überzeugende Ausrede mehr haben, wenn sie Trump in Indiana klar unterliegen. Sie haben den Staat zur entscheidenden Barriere erklärt. Wenn sie nicht hält, wird ihre Niederlage als umso bedeutsamer interpretiert werden.

Cruz benennt seine Vizepräsidentin

Cruz griff zu einer ungewöhnlichen Maßnahme: Er benannte Carly Fiorina als seine Vizepräsidentschaftskandidatin, um Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Doch das wirkte wie ein Verzweiflungsakt.

Für die Delegiertenzählung ist Indiana nicht ganz so bedeutend. Dort sind lediglich 57 Delegierte für den Nominierungsparteitag zu vergeben. 1237 Delegierte sind nötig für die offizielle Ernennung zum Präsidentschaftskandidaten der Republikaner. Trump hat bereits 996 sicher, Cruz ist mit 565 weit abgeschlagen. Zahlenmäßig ändert Indiana also wenig. Das entscheidende Signal ist, ob Trumps Siegesserie noch einmal gestoppt werden kann. Danach sieht es aber nicht aus.

Clinton führt ebenfalls souverän

Bei den Demokraten ist das Bild machtpolitisch vergleichbar. Nur hat dort niemand die Vorwahl in Indiana mit einer ähnlich überproportionalen Bedeutung versehen. In den Umfragen liegt Hillary Clinton mit 50 zu 43 Prozent vor Bernie Sanders. Nach der Papierform ist ein Favoritensturz nicht unmöglich.

Indiana hat, erstens, einen beträchtlichen Anteil weißer Industriearbeiter, die den Aufschwung noch nicht im eigenen Portemonnaie fühlen. Und zweitens einige Universitätsstädte mit Studenten, die sich gemeinhin für "Bernie" begeistern. Aber auch bei den Demokraten sieht es ganz danach aus, dass sich der Großteil der Wähler damit abgefunden hat, dass Hillary Clinton die Präsidentschaftskandidatin wird. In der Delegiertenzählung - die Demokraten haben ein anderes System der Zuteilung - liegt Clinton mit 2165 vorn, Sanders hat 1357. Bei den Demokraten sind 2382 Delegierte für die Nominierung erforderlich.

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