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VORBILD FRANKREICH: Berufstätig? Ja, klar!

Frankreich gilt seit vielen Jahren als Mekka der familienpolitischen Leistungen und wird gern zum Vorbild für Deutschland erklärt. Wobei das Strahlen der französischen Familienpolitik in erster Linie oberflächliche Ursachen hat.

Frankreich gilt seit vielen Jahren als Mekka der familienpolitischen Leistungen und wird gern zum Vorbild für Deutschland erklärt. Wobei das Strahlen der französischen Familienpolitik in erster Linie oberflächliche Ursachen hat. Anders als in Deutschland erfahren Mütter in Frankreich traditionell große gesellschaftliche Akzeptanz, wenn sie kurz nach der Geburt ihrer Kinder wieder berufstätig sind. Auch ein zügig nacheinander geborenes zweites und drittes Kind gehören für berufstätige Mütter in Frankreich zur Normalität.

Tagesmütter, Vorschulen und Ganztagsschulen machen das möglich und haben eine größere Tradition als in Deutschland. Ob Geburtsprämie oder rasche Bedienung in Supermärkten für Schwangere: Frankreich ist für Familien auch deshalb attraktiv, weil die Gesellschaft auf allen Ebenen Familienfreundlichkeit ausstrahlt.

Wer genau hinsieht, erkennt allerdings, dass auch in der französischen Familienpolitik nicht alles Gold ist, was glänzt. Kitas etwa gibt es keineswegs flächendeckend und in Hülle und Fülle. Für Kleinkinder ist daher eine Tagesmutter nicht außergewöhnlich. Auch die Förderung von Familien durch den Staat ist keineswegs gerechter als in Deutschland. Auch in Frankreich gibt es eine (sogar noch stärkere) Progression im Steuersystem. Das heißt: Auch in Frankreich zahlen Besserverdienende proportional mehr Steuern als Kleinverdiener, profitieren im Gegenzug aber auch bei Steuerentlastungen in höherem Maße.

In Frankreich gibt es zwei wesentliche Fördermechanismen, die den deutschen Systemen ähneln. Allerdings gibt es einen wesentlichen Unterschied: Kindergeld und Steuernachlässe sind hierzulande alternativ, in Frankreich additiv.

Dabei ist das deutsche Kindergeld etwas großzügiger. Bis zum Alter von 25 Jahren gibt es pro Kind 184 Euro. In Frankreich sind es für das erste Kind null, für zwei 129 und für drei Kinder 293 Euro. Allerdings kommen in Frankreich bis zum Alter von drei Jahren pro Kind noch einmal 185 Euro dazu. Frankreich konzentriert seine Förderung also auf die Familien mit kleinen Kindern, Deutschland streut sie de facto bis ins junge Erwachsenenalter.

Das steuerliche Fördersystem in Frankreich folgt einem sogenannten Familien-Tarif-Splitting. Das heißt: Das Einkommen der Eltern wird auf die Zahl der Köpfe verteilt und dann besteuert. Wobei sich der Divisor beim ersten und zweiten Kind um 0,5 und 1 für jedes weitere Kind erhöht. In Anbetracht der Progression des Systems fördert damit Frankreich wohlhabende Mehrkindfamilien besonders. Allerdings ist der Splittingvorteil gedeckelt: für das erste und zweite Kind bei 2017 Euro, für das dritte und alle weiteren Kinder bei 4034 Euro. Im Vergleich zum deutschen Kinderfreibetrag ist das vor allem bei Mittelschichtfamilien mit mehreren Kinder und Alleinerziehenden mit zwei und mehreren Kindern deutlich günstiger als in Deutschland. asi

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