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Bist Du überhaupt ein richtiger Amerikaner? Donald Trump (links) attackierte den Senator aus Texas Ted Cruz mit dem Hinweis darauf, dass dieser gar nicht in den USA geboren sei, sondern in Kanada.

© Scott Olson/Getty Images/AFP

Vorletzte TV-Debatte der Republikaner: Donald Trump wird persönlich

Bei der jüngsten Redeschlacht der US-Republikaner in South Carolina attackieren sich Donald Trump und Ted Cruz. Es geht um die Herkunft: Wer ist der bessere Amerikaner?

Die Bühne bei der Fernsehdebatte der republikanischen Präsidentschaftsbewerber war kleiner, die Streitlust aber umso größer als bei den Aufeinandertreffen zuvor. Nur noch sieben Kandidaten rauften sich in der Nacht zu Freitag in Charleston, South Carolina – für die übrigen vier im Rennen reichte der Zuspruch in den Umfragen nicht mehr aus – und unter diesen sieben rückte das Duell zwischen den beiden Bestplatzierten in den Mittelpunkt: Donald Trump gegen Ted Cruz. Beide werben um den konservativen Flügel der Partei, beide hatten persönliche Angriffe in früheren Debatten vermieden und eher die moderaten Konkurrenten attackiert: Marco Rubio, Jeb Bush, Chris Christie, John Kasich.

Nur noch gute zwei Wochen bleiben bis zu den ersten Vorwahlen am 1. Februar in Iowa und am 9. Februar in New Hampshire. Cruz ist derzeit die größte Bedrohung für den in nationalen Umfragen klar führenden Trump. So fuhr der New Yorker Baulöwe gleich zu Beginn schweres Geschütz auf: Es sei doch sehr fraglich, ob der Senator aus Texas überhaupt Präsident werden dürfe. Er sei doch gar nicht in den USA geboren, sondern in Kanada. Cruz sieht das natürlich anders: Er erfülle die in der Verfassung formulierte Bedingung „natural born citizen“ dadurch, dass seine Mutter Amerikanerin sei und damit auch er seit Geburt ein US-Bürger. Doch Trump ließ nicht locker und brachte den Vorwurf auf scheinheilige Weise immer wieder auf: Nicht er habe Zweifel an Cruz‘ Wählbarkeit. Er sorge sich aber, dass die Demokraten Cruz vor Gericht bringen werden. „Falls du offizieller Kandidat wirst, wie zur Hölle sollen wir wissen, ob du das Amt überhaupt antreten darfst?“ Inzwischen wird ein Bundesgericht in Texas diese Frage klären, bei diesem wurde im Anschluss an die Debatte eine entsprechende Klage eingereicht.

Trotz aller Schärfe blitzte in solchen Passagen der mehrstündigen Debatte auch Humor auf. Cruz konterte, nach Trumps engem Maßstab dürfe der selbst vielleicht nicht Präsident werden, da seine Mutter Schottin war – was Heiterkeit im Saal auslöste. Worauf der entgegnete: „Aber ich bin hier (in den USA) geboren; das ist entscheidend.“ Zweitens, sagte Cruz, habe Trump ihm in einer früheren Debatte noch bescheinigt, dass der Geburtsort Kanada kein Hindernis sei. Nicht das Recht habe sich geändert, sondern die Umfragedaten. In Iowa hatte er Trump überholt. Das Publikum lachte – und Trump gab sogar zu, dass dies sein Motiv sei.

Im Übrigen nehme er „von Trump keine juristischen Ratschläge“ an, ergänzte Cruz. Und wieder lachte das Publikum. Trump gilt als Aufschneider, der es mit der Wahrheit nicht so genau nimmt. Als er hinzufügte, er habe weit bessere Umfragewerte als Cruz, buhte das Publikum. In dem längeren Schlagabtausch boten sich beide gegenseitig an, sich als Vizepräsidentschaftskandidaten zu nominieren, damit der andere vielleicht doch noch Präsident werden könne, falls ihnen selbst etwas zustoße.

Gelächter gab es auch, als Cruz umgekehrt Trump als einen typischen New Yorker skizzierte, der so gar nicht für republikanische Grundwerte stehe und zudem enge Beziehungen zu den Clintons habe. „Die meisten Leute wissen doch, was New Yorker Werte sind: viel zu liberal, für die Homo-Ehe, geil auf Geld und auf Medien-Präsenz.“ Auf diese Attacke war Trump jedoch gut vorbereitet. Er lobte die New Yorker für ihre aufrechte Reaktion auf den Terrorangriff am 11. September 2001: „Die Menschen in New York haben gekämpft und gekämpft. Wir haben viele Tote gesehen, wir haben den Geruch des Todes gespürt. Aber wir haben Downtown Manhattan wieder aufgebaut, und alle in der Welt haben es gesehen und lieben New York und die New Yorker dafür. Und deshalb war das, was Ted gesagt hat, eine Beleidigung“. Nun bekam Trump starken Applaus.

Gegen das Duell der Führenden kamen die vier moderaten Republikaner nicht an. Und ebenso wenig der schwarze Neurochirurg Ben Carson, der vor zwei Monaten noch der Liebling der religiösen Rechten in Iowa gewesen war und auch national Trumps mächtigster Herausforderer. Marco Rubio, der derzeit aussichtsreichste Bewerber hinter Trump und Cruz, versuchte es mit Spott über den Streit um Cruz‘ Wählbarkeit: „Ich unterbreche nur ungern diese Folge aus der Serie Fernsehgericht…“, was Heiterkeit im Publikum auslöste, und warf Präsident Obama vor, der habe bei allen drängenden Aufgaben versagt. Chris Christie nannte Obamas Rede zur Lage der Nation in der Nacht zu Mittwoch „eine Märchenstunde“. Allesamt griffen sie die Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton an; die sei „ungeeignet als Oberbefehlshaber des Militärs“; denn wie man an ihrer Affäre um den Umgang mit Dienstemails als Außenministerin sehe, könne sie nicht mal mit vertraulichen Staatsdokumenten korrekt umgehen.

Unter diesen Fünf entwickelte sich aber kein kämpferisches Kräftemessen wie zwischen den Rivalen um die Position des „Front Runners“, Trump und Cruz. Wenn sie einen Konkurrenten attackierten, dann Trump für dessen Drohung, Importe aus China mit 45 Prozent Zoll zu belegen. „Das wäre zerstörerisch für unsere Wirtschaft“, monierte Jeb Bush. Trump bestritt, dass er einen solchen Vorschlag je gemacht hatte und wurde dafür erneut ausgebuht; denn seine Aussage ist auf Video-Clips festgehalten.

South Carolina war Ort der Debatte, weil dort die dritte Vorwahl am 19. Februar stattfindet, die erste in einem Südstaat. Jetzt richten sich die Augen aber erst einmal auf Iowa und New Hampshire.

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