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Politik: Vorrunde

Foto: Rückeis / Montage: DP HINTER DEN LINDEN Nun erobert also der Fußball die Republik. Für Politiker ein heikles Thema: Wer behauptet, Deutschland werde nicht Weltmeister, gilt als Vaterlandsverräter.

Foto: Rückeis / Montage: DP

HINTER DEN LINDEN

Nun erobert also der Fußball die Republik. Für Politiker ein heikles Thema: Wer behauptet, Deutschland werde nicht Weltmeister, gilt als Vaterlandsverräter. Wer sagt, das Endspiel sei erreichbar, setzt sich dem Naivitäts-Vorwurf aus.

Auch die beiden Konkurrenten um das Kanzleramt haben sich zu den Chancen von Rudis Truppe geäußert. Für sie eine besonders diffizile Übung – es geht ja die Mär, Helmut Kohl habe 1998 sein Amt nur verloren, weil er an ein frühzeitiges Ausscheiden der deutschen Kicker glaubte. Herausforderer Edmund Stoiber gab jetzt den Detail-Fachmann und beantwortete die Frage nach dem kommenden Weltmeister, indem er erstmal die Aufstellung durchging. Die deutschen Chancen hält der Bayer für erheblich, was der mannschaftlichen Geschlossenheit zu verdanken sei. Das Halbfinale sei durchaus erreichbar, legte sich Stoiber schließlich fest, wenn auch seine insgesamt fünf Favoriten einer zu viel fürs Halbfinale sind.

Gerhard Schröder wiederum nutzte einen Plausch mit Peter Ustinov, um zu erklären, wie sehr der Fußball für ihn als Proletarierkind der erste Schritt zu Anerkennung und gesellschaftlichem Aufstieg war. Der Kanzler wurde dann gefragt, ob es ein Vorurteil sei, wenn man behaupte, die Deutschen hätten keine Titel-Chance. Schröder erklärte daraufhin: Zu mutmaßen, dass der Titel Deutschland nicht zufallen werde, sei kein Vorurteil, sondern „ein auf bisherige Erfahrungen gestütztes Urteil“ – zugleich aber auch eine Überzeugung, für die gelte, dass „viele an der Widerlegung arbeiten“. Also: Finaltriumph oder Debakel in der Vorrunde – Gerhard Schröder hat in jedem Fall Recht gehabt. 1 : 0 für den Kanzler. Robert von Rimscha

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