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Politik: Vorsicht vor den Gesunden (Kommentar)

Politisch hat Oskar Lafontaines Aufruhr wenig gebracht. Ein Machtkampf zwischen altem und neuem SPD-Vorsitzenden findet nicht statt.

Politisch hat Oskar Lafontaines Aufruhr wenig gebracht. Ein Machtkampf zwischen altem und neuem SPD-Vorsitzenden findet nicht statt. Die SPD-Linke verhält sich noch braver als erwartet. Und neue Fakten brachten die Enthüllungen aus Saarbrücken auch nicht an den Tag. Eine Nuance hier, eine da und am Ende der deprimierende Eindruck, dass 1. die Politik, 2. die Regierung Schröder und 3. Lafontaine so sind, wie sie scheinen. Da die Veröffentlichung des linken Herzens aber mit so viel medialer Erwartung aufgeladen ist, bleibt nun nichts übrig, als das Verlangen auf andere Weise zu stillen. Wenn man nichts Neues weiß und nichts mehr zu meinen hat, dann gilt die journalistische Regel: Wo nichts mehr geht, fragen wir einen Psychologen. So taten es die "Süddeutsche Zeitung" und die "Bild am Sonntag", sogar der "Spiegel" schickte seinen psychologisch begabtesten Reporter, um die Frage zu beantworten: Wie konnte er nur, der Oskar? Die Antworten fallen, da die Psychologie eine ungefähre Wissenschaft ist, unterschiedlich aus. In der Psychologisierung Lafontaines liegt dennoch etwas sehr Beruhigendes: Die, die in der Politik bleiben, sind die mutmaßlich Gesunden; die, die rausgehen, haben es wahrscheinlich mit den Nerven. Da wollen wir mal hoffen, dass es sich nicht umgekehrt verhält.

bul

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