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Politik: Vorteil für Ankara

Warum der neue UN-Zypernplan die Griechen empört

Erleichterung hier, Enttäuschung dort: Der neue UN-Plan für eine Wiedervereinigung von Zypern ist nach Ansicht der Türken ein tragbarer Kompromiss, nach Auffassung der Griechen aber unannehmbar. „Plan Turka“ nannte eine türkische Zeitung das Vorschlagspaket von UN-Generalsekretär Kofi Annan erfreut. Die inzwischen bekannten Einzelheiten des Plans laufen auf einen Tauschhandel hinaus, mit dem die Türken auf Zypern gut leben können. Die türkische Seite muss zwar viel Territorium an die Griechen abgeben, im Gegenzug wird sie aber in ihrer Eigenständigkeit in einem Bundesstaat Zypern gestärkt.

An diesem Mittwoch läuft die Einigungsfrist für die Konfliktparteien bei den Zypern-Verhandlungen in der Schweiz ab. Wenn es keinen Vertrag gibt, kann Annan über die Struktur des geplanten Bundesstaates entscheiden. Griechen und Türken auf der Insel sollen in drei Wochen bei Volksabstimmungen darüber entscheiden. Nach Annans Friedensplan sollen die Türkei und Griechenland dauerhaft Soldaten auf der Insel stationieren dürfen. Annan schlägt auch vor, dass die Zahl der in den türkischen Teil zurückkehrenden Griechen höchstens 18 Prozent der türkischen Bevölkerung betragen darf. Zudem dürfen Griechen im türkischen Landesteil vorerst keine Immobilien kaufen.

Die griechische Seite ist damit nicht einverstanden. Zwar will Annan, dass der Anteil des türkischen Territoriums auf Zypern von 36 Prozent der Gesamtfläche auf 29 Prozent sinkt. Auch soll die Stellung der Vertreter der griechischen Bevölkerungsmehrheit in der Regierung des neuen Staates gestärkt werden. Doch die Einschränkungen bei der Flüchtlings-Rückkehr und dem Grunderwerb wiegen für den griechisch-zyprischen Präsidenten Tassos Papadopoulos schwerer. Entsprechend vernichtend fiel das Urteil der griechischen Presse aus. Wie ein türkischer Fez sehe der neue Friedensplan aus, empörte sich die Zeitung „Ta Nea“. Umfragen zufolge sind 75 Prozent der griechischen Zyprer gegen eine Wiedervereinigung auf der Grundlage des Annan-Plans.

Sollte die Wiedervereinigung an der griechischen Seite scheitern, würde der griechische Teil Zyperns zwar trotzdem am 1. Mai in die EU aufgenommen. In diesem Fall würde sich aber die Frage nach der internationalen Anerkennung des türkischen Inselteils als eigener Staat erheben.

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