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Bei der Kandidatenaufstellung in vier US-Staaten siegten Frauen und Minderheiten.

© Stephen Maturen/Getty Images/AFP

Vorwahlen der US-Demokraten: Der neue Mut zur Toleranz

Auf den ersten Blick setzen die US-Demokraten bei der Wahl 2018 auf Transgender, eine Muslima und Schwarze. Auf den zweiten Blick ist es anders. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Christoph von Marschall

Steht jetzt das progressive Amerika gegen Donald Trump auf und gründen sich die Siegeshoffnungen bei den Wahlen im November darauf, dass die Mehrheit der Bürger sich für Toleranz und Diversität entscheidet? Das ist der erste Eindruck nach der Kandidatenaufstellung der Demokraten in vier US-Bundesstaaten in der Nacht zu Mittwoch.

Als Gouverneurin in Vermont – das Amt entspricht dem eines Landesministerpräsidenten in Deutschland – nominierten sie die Transgenderfrau Christine Hallquist, eine Premiere in den USA. In Minnesota stellten sie die Muslimin Ilhan Omar als Kandidatin für das Repräsentantenhaus auf. Da der Wahlbezirk als links gilt, hat sie beste Chancen, als erste Frau islamischen Glaubens in den Kongress einzuziehen. Die männliche Premiere war Keith Ellison 2006 gelungen, ebenfalls in Minnesota. In Connecticut nominierten die Demokraten die Afroamerikanerin Jahana Hayes; sie wäre bei einem Sieg in der Hauptwahl die erste schwarze Abgeordnete aus diesem Bundesstaat.

Ein zweiter Blick hilft, die politische Botschaft einzuordnen. Die Frauen wurden nicht nominiert, weil die eine Transgender, die andere Muslimin und die dritte Afroamerikanerin ist. Sondern weil sie Erfolge vorweisen können, mit beiden Füßen auf dem Boden stehen und moderate politische Ansichten vertreten. Ihre Sexualität, ihr Glaube, ihre Hautfarbe sind kein Hindernis mehr; darin besteht der Fortschritt.

Leistung zählt, dann schadet Minderheitenstatus nicht

Hallquist hat den Stromkonzern Vermont Electric Cooperative als Managerin aus einer finanziellen Notlage gerettet. Ilhan Omar, die aus Somalia stammt und mit 13 Jahren in die USA kam, ist ein Vorzeigebeispiel für optimale Integration. Jahana Hayes wurde 2016 zur „Lehrerin des Jahres“ der USA gewählt.

Wahlen in den USA werden in der Regel in der Mitte gewonnen, nicht über den Flügel. Das haben die Nachwahlen seit Trumps Amtsantritt bestätigt. Wenn eine Partei eine Person aufstellt, die extreme Ansichten vertritt oder durch Skandale auffiel, kann sie selbst einen sicher geglaubten Wahlkreis verlieren - wie der Republikaner Roy Moore in Alabama.

Die Vorwahlen bei den Republikanern lehren: Trump hat weiter großen Rückhalt bei den Konservativen; wer ihn lobt wie die Senatskandidatin Leah Vukmir in Wisconsin, wird aufgestellt. Wer auf Distanz geht wie Tim Pawlenty in Minnesota, verliert.

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