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Politik: Wähler verlieren Lust am Wechsel

Umfrage: Mehrheit will keine neue Regierung – SPD gewinnt Unentschlossene für sich / Union verliert

Berlin Sechs Wochen vor der geplanten Bundestagswahl am 18. September wird zunehmend unklar, ob Union und FDP Rot-Grün ablösen können. Zwar liegt die CDU/CSU in allen Umfragen klar vor der SPD, doch schrumpft der Vorsprung von Union und FDP. Damit blüht die Debatte um mögliche andere Koalitionen als Schwarz-Gelb immer mehr auf. Nach einer Forsa-Umfrage für den Sender n-tv ist zudem auch die Wechselstimmung in Deutschland geschwunden.

Laut Forsa sagten Anfang August nur noch 43 Prozent der Befragten, das Land brauche einen Regierungswechsel. 51 Prozent antworteten mit Nein. Ende Mai hatten noch 49 Prozent für den Wechsel plädiert, 44 Prozent waren dagegen. Die Forsa-Demoskopen sehen darin einen signifikanten Meinungswechsel, der Einfluss auf das Wahlergebnis haben könne. Allerdings ergab kurz zuvor das ZDF-Politbarometer, dass die Wechselstimmung noch vorhanden ist. Die Wechselstimmung ist ein Indiz dafür, inwieweit unentschlossene Wähler stärker zu Regierung oder Opposition neigen. Diese Zahl liegt den Umfragen zufolge noch bei bis zu 40 Prozent. Nach Forsa-Erhebungen für die „Welt am Sonntag“ entschlossen sich in der vergangenen Woche rund 652000 Wähler neu dazu, SPD zu wählen – vor allem aus dem Nichtwählerlager. Dagegen verlor die Union 395000 Anhänger.

Angesichts des zunehmend offenen Wahlausgangs wird vor allem in der SPD über mögliche Koalitionen debattiert, was bei den Grünen auf Unverständnis stößt. Niedersachsens Grünen-Chefin Brigitte Pothmer sagte: „Die SPD probiert derzeit offenbar einen koalitionspolitischen Triathlon.“ Kanzler Schröder trete für Rot-Grün an, Wirtschaftsminister Clement für Schwarz-Rot und Berlins Regierungschef Wowereit für eine Koalition aus SPD, Grünen und Linkspartei. Am Sonntag plädierte zudem der SPD- Wirtschaftspolitiker Rainer Wend dafür, auch die Option einer „Ampelkoalition“ mit Grünen und FDP nicht auszuschließen.

SPD-Chef Franz Müntefering wandte sich beim Landesparteitag in Berlin gegen Liebäugelei mit der Linkspartei: „Es kann keine Zusammenarbeit auf Bundesebene geben.“ Auch Landeschef Michael Müller schloss ein Bündnis mit der Linkspartei im Bund aus. Die Berliner SPD nominierte den Bundestagspräsidenten Wolfgang Thierse als Spitzenkandidaten.

Unions-Kanzlerkandidatin Angela Merkel schloss eine große Koalition mit der SPD aus. „Mit einer zerrissenen SPD ist kein Staat zu machen“, sagte sie. FDP- Chef Guido Westerwelle lehnte eine „Ampelkoalition“ ab. Unions- Fraktionsvize Wolfgang Bosbach (CDU) kritisierte die FDP. „Die sollten sich mal ein bisschen mehr mit Rot-Grün auseinander setzen, und ein bisschen weniger mit der Union“, sagte er dem „Handelsblatt“. Tsp

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