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Politik: Waffenhändler Schreiber kämpft mit allen Mitteln gegen seine Auslieferung - unter den Bürgen sind zwei Ex-Minister Kanadas

Als Karlheinz Schreiber (65) im vergangenen September nach einwöchiger Haft in Kanada von einem Richter gegen mehr als eine Million Dollar Kaution freigelassen wurde, machte er eine Bemerkung, die in der Rückschau wie Stoff für absurdes Theater anmutet. "Er stimmt zu, abgehört zu werden,", sagte Eddie Greenspan über seinen Mandanten, "aber falls die Polizei seinen Telefongesprächen zuhört, bin ich sicher, daß sie sich zu Tode langweilen".

Als Karlheinz Schreiber (65) im vergangenen September nach einwöchiger Haft in Kanada von einem Richter gegen mehr als eine Million Dollar Kaution freigelassen wurde, machte er eine Bemerkung, die in der Rückschau wie Stoff für absurdes Theater anmutet. "Er stimmt zu, abgehört zu werden,", sagte Eddie Greenspan über seinen Mandanten, "aber falls die Polizei seinen Telefongesprächen zuhört, bin ich sicher, daß sie sich zu Tode langweilen". Der deutsch-kanadische Waffenhändler, der am 31. August 1999 festgenommen wurde und seitdem mit Enthüllungen die CDU-Spendenaffäre schürt, erscheint am Montag erneut in Toronto vor Gericht. Um die Sache, Auslieferung des doppelten Staatsbürgers wegen Steuerhinterziehung, Bestechung und Betrug geht es aber noch lange nicht. Vielmehr wollen alle Beteiligten am Verfahren bei dieser "Konferenz" in privater Richterkammer das Prozedere wie Datum und Länge des Auslieferungsverfahren aushandeln. Schreiber hat mit Greenspan den prominentesten Anwalt Kanadas gewonnen. Der geht von "Monaten" aus. Für seine "komplexe" Verteidigungsstrategie bedürfe es vieler Zeugen.

Für die Kanadier ist Schreiber die "Schlüsselfigur in der Airbus-Affäre". Bestens willkommen auf diplomatischem Parket in der Hauptstadt Ottawa, schritt der enge Vertraute von Franz-Josef Strauß, Landesfürst Bayern und Airbus-Vorsitzender, zu Taten, als zu Zeiten des konservativen Ministerpräsidenten Brian Mulroney die damals staatliche Fluggesellschaft Air Canada neue Passagierflugzeuge brauchte. Erstmals in Nordamerika bekam Airbus 1988 den Zuschlag, 34 Maschinen für 1,8 Milliarden Dollar.

Was sonst noch gezahlt wurde, wollte die liberale Nachfolgeregierung wissen. 1995 schickten die kanadischen Justizbehörden ein Rechtshilfegesuchen an die Schweiz, in dem von "kriminellen Machenschaften eines früheren kanadischen Ministerpräsidenten" und von Nummernkonten die Rede war. Mulroney klagte auf 50 Millionen Dollar wegen Verleumdung, gab sich 1997 mit zwei Millionen Kostenersatz und einer Entschuldigung der Regierung zufrieden. Im Durcheinander um Spenden und Bestechungen, die Investionen in Kanada betreffen oder auch nicht, ist eines klar: Schreibers atlantische Brückenarbeit zahlt sich jetzt in Kanada für ihn persönlich aus. Zwei ehemalige Bundesminister aus verschiedenen Regierungen beteiligten sich bereits mit jeweils 100 000 Dollar an der Kaution für Schreiber. Marc Lalonde, der mächtige Finanzminister Pierre Trudeaus aus den siebziger und achtziger Jahren und Elmer Mackay, Minister für Strafverfolgung unter dem bis 1993 regierenden Mulroney setzen für den "guten Freund" ihre persönliche Integrität aufs Spiel.

Barbara Halsig

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