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Wahl in Frankreich: Sarkozy will "Präsident aller Franzosen sein"

Nach seinem deutlichen Wahlsieg hat der künftige Präsident Frankreichs, Nicolas Sarkozy, seine Landsleute zur Einheit aufgerufen. In Paris und mehreren anderen Städten kam es zu Ausschreitungen von Sarkozy-Gegnern.

Paris - Sarkozy werde der "Präsident aller Franzosen sein, und dies ausnahmslos", versprach der konservative Politiker am Sonntagabend bei der Siegesfeier vor tausenden von Menschen auf der Place de la Concorde in Paris. Die Bürger sollten die Hand ausstrecken und das Bild eines vereinten Frankreichs zeigen. Sarkozy gewann die Stichwahl laut vorläufigem Ergebnis mit 53 Prozent der Stimmen, seine sozialistische Herausfordererin Ségolène Royal kam auf 47 Prozent.

"Seid großzügig, tolerant, brüderlich", forderte der 52-jährige Sarkozy die Menschen auf. Sie sollten die Hand ausstrecken und das Bild eines vereinten Frankreichs zeigen, das niemanden außen vor lasse. Er versprach seinerseits den Franzosen: "Ich werde Euch nicht betrügen, ich werde Euch nicht belügen, ich werde Euch nicht enttäuschen."

Bekenntnis zu Europa

Er glaube "aufrichtig an Europa", sagte Sarkozy. Die EU-Partner sollten aber "die Stimmen" und "die Wut der Völker" nicht ignorieren, "die beschützt werden wollen", und Europa "als Trojanisches Pferd" im Zuge der Globalisierung sähen. Sein Berater François Fillon kündigte an, Sarkozy werde "in Brüssel und Deutschland" Vorschläge zur EU machen. Die Franzosen hatte 2005 die EU-Verfassung im Referendum abgelehnt. Das Innenministerium teilte mit, dass in den Wahlergebnissen die Abstimmung der Franzosen in Überseegebieten noch nicht enthalten sei.

Bundeskanzlerin Angela Markel (CDU) erklärte, sie sei sicher, dass unter Sarkozy die deutsch-französische Freundschaft auch weiterhin die Grundlage sein werde, "um Frieden, Demokratie und Wohlstand in Europa dauerhaft zu sichern". Sie freue sich auf ein baldiges Treffen mit Sarkozy, sagte die derzeitige EU-Ratspräsidentin. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) sagte in Jerusalem, er hoffe auf "eine enge deutsch-französische Partnerschaft".

EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso erwartet, dass Sarkozy eine entscheidende Rolle in der Europäischen Union übernehmen werde. Er habe "volles Vertrauen" in Sarkozy und freue sich auf eine Zusammenarbeit, sagte Barroso. Er vertraue darauf, dass Sarkozy eine "Rolle als Motor" übernehmen werde, wenn es um die Frage der Institutionen in der EU und die Festigung der europäischen Politik gehe.

Auch der britische Regierungschef Tony Blair beglückwünschte Sarkozy zum Sieg, wie Blairs Büro mitteilte. Sarkozy habe gesagt, er freue sich auf ein baldiges Treffen mit Blair. Es habe sich um ein kurzes, aber "sehr, sehr freundliches" Gespräch gehandelt.

Tränengas und Wasserwerfer gegen Demonstranten

In Paris räumte die Polizei die Place de la Bastille, nachdem sie von Anti-Sarkozy-Demonstranten mit Pflastersteinen und Geschossen angegriffen worden war, wie ein AFP-Reporter berichtete. Die Polizei setzte ihrerseits Tränengas und Wasserwerfer ein. In Marseille trieben die Sicherheitskräfte mehrere hundert Demonstranten mit Tränengas auseinander.

Auch in anderen größeren Städten des Landes demonstrierten laut Polizei tausende Anhänger der linken Szene gegen Sarkozy. In Toulouse im Südwesten des Landes kam es nach einer Demonstration von rund 2500 Menschen zu Zusammenstößen mit der Polizei. In Lille im Norden des Landes sowie in Nantes im Westen, in Lyon im Landesinneren und in Metz im Osten wurden Fahrzeuge in Brand gesetzt.

Der Lebensgefährte der unterlegenen Sozialistin Ségolène Royal, François Hollande, rief die Demonstranten zur Ruhe auf. Eine Vorstadtorganisation, die nach den Unruhen von 2005 gegründet worden war, forderte die Jugendlichen zum Gewaltverzicht auf.

Nach zwölf Jahren unter Präsident Jacques Chirac wählten die Franzosen mit Sarkozy erneut einen konservativen Staatschef. Der 52-Jährige ist für fünf Jahre gewählt und will sein Amt am 16. Mai antreten. Die Wahlbeteiligung erreichte mit geschätzten 85 Prozent einen der höchsten Werte in der Geschichte der Fünften Republik. (tso/AFP)

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