zum Hauptinhalt

Politik: Wahl mit Erbfolge

Der Sohn von Aserbaidschans Präsident soll Nachfolger werden

Der Sieger der Präsidentenwahlen im Ölstaat Aserbaidschan an diesem Mittwoch steht schon fest. Unklar ist nur, wie viel Prozent Ilham Alijew bei der ersten dynastischen Erbfolge auf dem Gebiet der Ex-UdSSR einfährt. Ilham ist der Sohn jenes Mannes, der die Fünf-Millionen-Republik zwischen Kaukasus und Kaspischem Meer fast ein Vierteljahrhundert straff lenkte, zunächst als KGB- und KP-Chef, dann als graue Eminenz in Moskau und Anfang der 90er Jahre als Privatmann im Homeland seines Clans an der iranischen Grenze: Heidar Alijew, 80, und von den Aserbaidschanern „Baba“, Väterchen, genannt.

Nach der Meuterei eines Obristen im Juli 1993 nach Baku zurückgekehrt, um einen Bürgerkrieg zu verhindern, war er mit über 90 Prozent der Stimmen zum Präsidenten gewählt worden. Den pro-westlichen Kurs von Vorgänger Elcibey, der einem westlichen Konsortium umfangreiche Rechte bei der Förderung des Öls eingeräumt hatte, behielt er bei. Durch den Beitritt Aserbaidschans zur GUS gelang ihm jedoch gleichzeitig die Wiederannäherung an Russland.

Schwer herzkrank verzichtete der Senior Anfang Oktober auf die Kandidatur für eine dritte Amtszeit zu Gunsten von Sohn Ilham, 42, den er kurz zuvor zum Premier und damit quasi zum Nachfolger ernannt hatte. Der Verfassung zufolge, die er eigens zum Zweck seines politischen Erbes im letzten Jahr vom Parlament ändern ließ, wird bei Handlungsunfähigkeit des Präsidenten der amtierende Regierungschef neues Staatsoberhaupt.

Sohn Ilham, sagte Vater Alijew bei der Verzichtserklärung in einer US-Klinik, vertraue er wie sich selbst. Doch unabhängigen Umfragen zufolge bringt Ilham es nur auf 20 Prozent und ist sogar bei der Hausmacht des Alijew-Clans, der Partei Neues Aserbaidschan, umstritten.

Vor dem Urnengang liefen daher Gerüchte um, die Armee könnte die Ergebnisse per Putsch korrigieren. Doch die Alijews haben offenbar vorgesorgt: Nicht, wie abgestimmt, sondern wie gezählt wird, sei von Belang, war schon Babas Devise. Zwar versprach Ilham faire Wahlen. Doch Beobachter und Opposition warnten vor Manipulationen. Zudem setzt auch Moskau in dem Land auf Kontinuität – und damit auf Ilham.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false