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Politik: Wahl mit zwei Unbekannten

Die Sozialdemokraten Mirow und Petersen wollen von Beust herausfordern – doch wer kennt sie?

Olaf Scholz hatte sich bereits zu Jahresbeginn festgelegt: für Berlin, gegen Hamburg. Er wolle sich auf seine Aufgaben in der Parteispitze und im Bundestag konzentrieren, teilte der SPD-Generalsekretär im Vorfeld einer Klausurtagung des Hamburger Landesvorstandes am Wochenende mit. Bundeskanzler Gerhard Schröder habe dabei eine wichtige Rolle gespielt: „Sein Wunsch ist, dass ich Generalsekretär der SPD bleibe. Ich werde auf seinen Vorschlag hin beim SPD-Bundesparteitag im November erneut kandidieren.“

Anstelle von Scholz haben Ex-Wirtschaftssenator Thomas Mirow und der Bürgerschaftsabgeordnete Mathias Petersen ihre Bereitschaft erklärt, gegen Ole von Beust (CDU) anzutreten. Am Sonnabend könnte damit für Hamburgs SPD die Stunde der Wahrheit schlagen. Ursprünglich sollte dann nur ein Fahrplan für die Nominierung zum Jahresende 2004 festgelegt werden. Angesichts der unberechenbaren Entwicklung des Schill-Skandals wird dieser Zeitplan nun möglicherweise umgestoßen. Schließlich würde eine vorzeitige Nominierung einem Antrag auf Neuwahl den nötigen Nachdruck verleihen, über den die Bürgerschaft am 24. September abstimmt. Andere Parteistrategen sehen die Gefahr, dass ein Kandidat nach einem Frühstart verschlissen werden könnte. Auch eine Mitgliederbefragung ist im Gespräch.

Dem 50-jährigen Mirow werden intern die größeren Chancen eingeräumt. Bis zum Frühjahr 2004 sei die Entscheidung zu treffen, um dann ein Spitzenteam zu benennen, fordert der gelernte Unternehmensberater selbst: „Die Hamburger wollen wissen, wer gegen Ole von Beust antritt.“ Er stehe für einen Kurs der Mitte, des Wirtschaftswachstums und aktiver Beschäftigungspolitik. Kritiker zweifeln aber an Mirows Tauglichkeit für einen bodenständigen Wahlkampf in den Schill-Hochburgen.

Der 48-jährige Petersen, gesundheitspolitischer Sprecher der Fraktion, entstammt einer angesehenen Hamburger Familie, die bisher drei Bürgermeister stellte. Er gilt, wie Mirow, als Mann der leisen Töne, ist aber noch weniger bekannt als dieser. Petersen hatte seine Kandidatur auch von der Entscheidung Henning Voscheraus abhängig gemacht. Der frühere Bürgermeister verfügt in der Partei noch immer über treue Anhänger. Doch nun stellte der 64-Jährige auf etwas komplizierte Art klar, dass er auch aufgrund seines Alters kein Comeback im Rathaus plant: „Inzwischen liegen öffentlich gute Bewerbungen vor. Niemand braucht auf mich zu warten.“

Günter Beling[Hamburg]

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