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Politik: Wahlanalyse: Japan, Atom, Mappus

Berlin - Selten war die Wahlanalyse so einfach wie am Sonntag in Baden-Württemberg: „Japan, Atom – und der Umgang der Regierung mit dem Thema“, sagte der Mannheimer Politologe Thorsten Faas dem Tagesspiegel. „Und die Atompolitik gehört nun einmal den Grünen, damit werden sie identifiziert.

Berlin - Selten war die Wahlanalyse so einfach wie am Sonntag in Baden-Württemberg: „Japan, Atom – und der Umgang der Regierung mit dem Thema“, sagte der Mannheimer Politologe Thorsten Faas dem Tagesspiegel. „Und die Atompolitik gehört nun einmal den Grünen, damit werden sie identifiziert.“ Fukushima also hat Winfried Kretschmann zum Ministerpräsidenten gemacht. Die Grünen als Krisengewinnler, als glaubwürdige Profiteure allerdings bei einem Thema, das CDU und FDP kalt erwischt und der SPD nichts genutzt hat, weil sie es „nicht schaffte, in diese grüne Domäne einzubrechen“, wie Faas meint. So erklärt sich auch das Ergebnis im Akw-freien Rheinland-Pfalz, wo die Atompolitik eine geringere, aber ebenfalls entscheidende Rolle spielte.

Dass es in Baden-Württemberg nun erstmals seit 1952 eine Regierung ohne die CDU geben wird, hängt allerdings auch nicht unwesentlich mit dem letzten christdemokratischen Amtsinhaber zusammen: Stefan Mappus hatte eher schlechte Werte, sein Ansehen blieb weit hinter dem seiner Amtsvorgänger in der eigenen Partei zurück – und auch seine Kontrahenten Kretschmann und Nils Schmid von der SPD wurden jeweils positiver bewertet, wie die Forschungsgruppe Wahlen herausfand. Auch bei den weiteren Hauptthemen des Wahlkampfs – Stuttgart 21 und Bildung – wurden der CDU von den Befragten Defizite zugeschrieben; am Ende herrschte in Baden-Württemberg trotz der guten Wirtschaftslage des Landes erstmals so etwas wie Wechselstimmung. 57 Prozent der Bürger waren laut Forschungsgruppe der Meinung, dass es „Zeit für neue Parteien an der Regierung“ sei.

Während die Atompolitik vor allem den Grünen in beiden Ländern deutlich mehr Stimmen sicherte, brachte der sich in Baden-Württemberg abzeichnende Regierungswechsel auch mehr Stimmen für die SPD als 2006 – und auch, aus Furcht vor Grün-Rot, der CDU. In absoluten Zahlen verlor in beiden Ländern die FDP (und in Rheinland-Pfalz auch die SPD). Die Freidemokraten waren die Hauptverlierer der Wahlen am Sonntag – nicht zuletzt bei einer ihrer Kerngruppen, den Selbstständigen. Bei denen schnitten in Baden-Württemberg, folgt man den Zahlen der Forschungsgruppe, die Grünen mit 28 Prozent dreimal besser ab als die FDP mit neun Prozent. Albert Funk

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