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Ohne Sie hätte die Union wahrscheinlich nicht so gut abgeschnitten: Bundeskanzlerin Angela Merkel.

© afp

Wahlanalyse: Union profitiert vom Kanzlerinnenbonus

CDU und CSU profitieren von der Zufriedenheit der Wähler mit der wirtschaftlichen Lage und dem Kanzlerinnenbonus. Wechselstimmung war nicht - außer mit Blick auf die FDP.

Die Wahl vom Sonntag wird wohl als Merkel-Wahl in die Geschichte eingehen. Wobei es keineswegs allein an der Kanzlerin und ihren sehr guten Umfragewerten lag (80 Prozent fanden ihre Arbeit laut ZDF-Politbarometer gut) – und auch nicht am Auftritt der Union als Regierungspartei. Der wesentliche Faktor des Wahlergebnisses ist die relativ gute Wirtschaftslage, die von einer großen Mehrheit als gut bis sehr gut eingeschätzt wird – nur sieben Prozent halten sie für schlecht, so wenig wie selten zuvor. So ist in Deutschland nie angekommen, was einen großen Teil Europas plagt – Finanzkrise, Wirtschaftskrise, Euro-Krise. Angela Merkel erschien als Kanzlerin, die diese Krise im Griff hat.

Dem SPD-Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück gelang es nicht, dagegen entscheidend zu punkten. Merkel wurde nicht nur als sympathischer und glaubwürdiger wahrgenommen, sondern auch als kompetenter – vor allem auch beim Euro-Krisenmanagement (mit 40 zu 14 Prozent laut Politbarometer). Nur beim SPD-Traditionsthema der sozialen Gerechtigkeit lag Steinbrück leicht vorn. In der „Kanzlerfrage“ hatte Merkel im Wahljahr stets einen komfortablen Vorsprung, nachdem Steinbrück gleich zu Beginn seiner Kandidatur abgerutscht war – er fiel von konkurrenzfähigen 40 Prozent Zustimmung im Oktober 2012 auf 25 Prozent im Januar und kam trotz des Wahlkampfendspurts nur auf 32 Prozent zurück.

Der Kandidat zog nicht, nur 15 Prozent meinten, er könne es besser als Merkel. Diese hatte einen erdrückenden Kanzlerbonus, die Zustimmung lag in den vergangenen Monaten vor der Wahl konstant um die 60 Prozent. Das zog auch bei den Unentschlossenen: Die hatten nach dem ARD-Deutschlandtrend kurz vor der Wahl eine deutliche Präferenz für Merkel mit 47 zu 22 Prozent. So war die Kanzlerfrage der zweite ausschlaggebende Faktor. Da weder SPD noch Grüne noch Linke den Wahlkampf thematisch prägten, war die Personalfrage wichtiger als bei früheren Wahlen.

Wechselstimmung nur im Blick auf Schwarz-Gelb

Gab es eine Wechselstimmung? Eher nicht, was die Union angeht. Wohl aber mit Blick auf Schwarz-Gelb. Die Koalition hatte nach einem Absturz in den Umfragen 2010 stetig besser werdende Noten. Zwei Drittel waren Anfang September im Politbarometer mit Schwarz-Gelb im Großen und Ganzen zufrieden. Aber nur 18 Prozent plädierten für die Fortführung der Ehe von Union und FDP. Die Erfolgszuschreibung landete allein bei CDU und CSU, die Liberalen profitierten nicht von ihrer Regierungsbeteiligung.

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Ein Viertel der Unions-Anhänger war laut Deutschlandtrend für einen Wechsel, für gut die Hälfte war von Vorrang, dass Merkel Kanzlerin bleibt, nur für sieben Prozent war die Fortsetzung von Schwarz-Gelb der wichtigere Aspekt. So war es, mangels williger Masse, schwierig für die FDP, eine Zweitstimmenkampagne erfolgreich umzusetzen. 65 Prozent waren zudem der Ansicht, die FDP habe in den vergangenen Jahren nichts bewegt.

Wahlkampf in Erwartung der großen Koalition

Im Politbarometer berappelte sich die Partei nach dem Absturz von 2010 nie mehr, sie war über weite Strecken sogar am Rand des demoskopisch Erfassbaren. Ein Drittel dieser wenigen FDP-Anhänger war laut Deutschlandtrend nicht mit der Regierung zufrieden – und das betraf natürlich die eigene Partei. Die Allensbacher Meinungsforscher konstatierten, die FDP sei ohne überzeugendes inhaltliches Profil in die Wahl gegangen.

Es war letztlich ein Wahlkampf in Erwartung der großen Koalition. Etwa die Hälfte der Befragten im Politbarometer nannte diese Variante gut für Deutschland. Da Rot-Grün schon früh als wenig chancenreich erschien, gelang die Mobilisierung für diese Koalition nicht. Das schadete den Grünen natürlich mehr als der SPD, denn sie hatten keine realistische Machtoption. So konnten die Grünen ihr relativ großes Potenzial (22 Prozent laut Allensbach) nicht einmal annähernd nutzen. Zudem irritierten die Steuerpläne (darunter die Abschaffung des Ehegattensplittings), 62 Prozent meinten im Deutschlandtrend, die Grünen verschreckten damit die Wähler. Ein Drittel der Grünen-Anhänger wusste in der Woche vor der Wahl nicht, ob sie ihre Partei wirklich wählen würden – der höchste Anteil von Unentschlossenen unter allen Parteien.

Den relativen Erfolg der „Alternative für Deutschland“, der sich erst spät im Wahlkampf abzeichnete, erklärt die Forschungsgruppe Wahlen mit der Fähigkeit, neben diffusem Protest auch „latent-populistisches Potenzial“ zu binden.

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