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Eine US-Bürgerin während der Wahlnacht in Mexiko. Auch sie ist schockiert über den Sieg von Donald Trump und kann es kaum fassen.

© dpa

Wahlen in den USA: Entsetzen und Sorge in Lateinamerika über Trumps Sieg

Ein Alptraum wird Realität: In Mexiko setzt der Präsident eine Krisensetzung an, Kuba kündigt Militärübungen an und eine Zeitung in Argentinien schreibt vom "Sieg eines Neofaschisten".

Entsetzen, Unsicherheit und gute Mine zum bösen Spiel – das waren die Reaktionen in Lateinamerika auf den Wahlsieg von Donald Trump. Argentiniens Präsident Mauricio Macri war der erste aus Lateinamerika, der Trump per Twitter am Mittwoch gratulierte und erklärte, er hoffe auf eine gute Zusammenarbeit im Interesse beider Länder. Ihm folgte der brasilianische Staatschef Michel Temer, der erklärte, er erwarte keine Veränderungen in den bilateralen Beziehungen. Kuba, das erst seit kurzem seine Beziehungen zu den USA normalisiert hat, äußerte sich nicht zum Wahlergebnis, kündigte aber Militärübungen an, um „möglichen ausländischen Aggressionen“ vorzubeugen.

Trump hatte angedroht, die erst kürzlich eröffnete US-Botschaft in Havanna wieder zu schließen. In Mexiko berief Präsident Enrique Pena Nieto noch in der Nacht ein Krisenkabinett ein. Per Twitter erklärte er, er hoffe auf weitere enge Beziehungen und gegenseitigen Respekt. Im Laufe des Tages wollte die Regierung Maßnahmen bekanntgeben, um die Wirtschaft zu stabilisieren. Zentralbankchef Augustin Carstens hatte zuvor einen Sieg von Trump als „Hurrikan“ bezeichnet. Mexiko stand im Mittelpunkt von Trumps xenophober Hasskampagne. Das Land wickelt dank der Nordamerikanischen Freihandelszone (Nafta) fast 90 Prozent seines Außenhandels mit den USA ab. Trump hat angedroht, Nafta neu zu verhandeln und sämtliche mexikanischen Importe mit einem Zoll von 35 Prozent versehen. Zudem hatte Trump gesagt, eine Mauer an der Grenze zu Mexiko errichten zu wollen: Mexiko will nicht für diese zahlen, machte Außenministerin Claudia Ruiz Massieu Salinas deutlich. Ihre Regierung habe deutlich gemacht, dass dies nicht Teil ihrer Vision sei.

"Mit Trump ist Mexikos Alptraum Realität geworden"

In Medien und sozialen Netzwerken wurde Klartext gesprochen. Die konservative argentinische Zeitung „Clarín“ schrieb vom „Sieg eines Neofaschisten“. Der US-argentinische Journalist Andres Oppenheimer warnte vor einer „neuen Welle des Antiamerikanismus“ in Lateinamerika. Der mexikanische Kommentator Jorge Zepeda Patterson sprach von einer „Tragödie“, wenn Trump seine Drohungen wahr mache, mexikanische Migranten auszuweisen und eine Grenzmauer zu bauen. „Die xenophobe Hetze hat gesiegt. Mit Trump ist Mexikos Alptraum Realität geworden.“ Der Faschismus habe mehr als die Hälfte der US-Wähler überzeugt, schrieb der Journalist Martin Rodriguez im guatemaltekischen Portal „Nómada“. Der 8. November sei der Beginn vom Ende der Demokratie in den USA.

Andere kommentierten zurückhaltender. Rogelio Núñez sprach im Portal „Infolatam“ von einer „Ära der Unsicherheit“ für Lateinamerika. Trump habe kein Team, das sich mit Lateinamerika auskenne, und habe sich im Wahlkampf darauf beschränkt, Latinos und insbesondere Mexiko zu verunglimpfen. Die Region werde wohl keine Priorität genießen. Trumps xenophober, protektionistischer Diskurs entferne die USA vom Rest Amerikas.

Rechtspopulisten fühlen sich durch Trump gestärkt. In Brasilien beglückwünschte der Abgeordnete Jair Bolsonaro Trump und sprach vom „Sieg gegen das Establishment“.

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